Eine einsame Insel kaufen: So realistisch ist der Traum vom Aussteigen

Rainer HellsternLänder5 Kommentare

Gestresst und Zivilisationsmüde? Die Schnauze voll von gesellschaftlichen Konventionen? Dann ist Auswandern auf eine einsame Insel möglicherweise genau das Richtige! Doch wie realistisch ist eine solche Auswanderung überhaupt? Können sich auch Normalbürger eine Privatinsel leisten, oder ist ein solcher Ausstieg nur für Superreiche erschwinglich? Wie findet man überhaupt eine Privatinsel und ist das Leben dort wirklich einfacher? Ich habe mir dir wichtigsten Fragen im Detail angeschaut:

Wie findet man eine unbewohnte Insel?

Die Zeiten der großen Entdeckungsreisen sind leider vorbei. Mit Ausnahme der Antarktis, Sahara und diverser Hochgebirge gibt es nur noch wenige weiße Flecken auf der Landkarte. D.h. auch einsame und unbewohnte Inseln haben in der Regel einen Besitzer. Man kann also nicht einfach irgendwo hinreisen und sein Zelt aufschlagen. Der Weg zur eigenen Insel führt in der Regel über den Inselkauf! Eine erste Anlaufstelle sind die diversen Inselmakler im Internet wie z.B. Vladi Private Islands, Private Islands online etc… Deren Angebot ist wirklich vielfältig, weltweit werden Tausende Privatinseln zum Verkauf angeboten. Im Angebot gibt es z.B. kleine Karibikinseln inklusive Traumstrand (z.B. Bahamas, Belize oder Panama). Wer von einem Leben in Kanada mit typischem Blockhaus träumt, wird ebenso fündig. Für alle, die nicht so weit reisen möchten, im Mittelmeerraum stehen beispielsweise in Kroatien, Italien oder Griechenland Inseln zum Verkauf. Wer ganz weit weg möchte, auch in der Südsee / Fidschi kann man Inseln kaufen.

Wie viel kostet eine Privatinsel?

Die Verkaufspreise der Onlinemakler beginnen schon bei unter 100.000 Euro und sind damit im Prinzip auch für Normalbürger erschwinglich. Die Inseln sind dann aber winzig und zudem noch nicht bebaut. D.h. für die weitere Erschließung (Hausbau, Wasser & Energieversorgung etc..) ist mit weiteren hohen Kosten zu rechnen. Nach oben hin gibt es bei Privatinseln aber kaum Preisgrenzen. Die derzeit teuerste Insel kostet 45 Millionen Euro (natürlich Verhandlungsbasis!).

Je nachdem, wo die Trauminsel liegt, stehen vor dem Kauf natürlich noch diverse Besichtigungstermine an. Entsprechend sollte man auch hierfür einige Tausend Euro einplanen.

Vorsicht: Grundbesitz im Ausland

In einigen Ländern ist der Grunderwerb durch Ausländer eingeschränkt. Problematisch ist dies beispielsweise auf den Malediven oder in Thailand. Dort gibt es Möglichkeiten über Pacht (Nutzungsrecht) oder lokale Treuhänder Inseln zu erwerben, doch das ist nicht ganz legal und letztendlich ist man nicht der Besitzer. Ein Land, in welchem man auch als Ausländer Eigentum erwerben kann, ist also die deutlich bessere Wahl.

Bebaute oder unbebaute Insel?

Vollkommen unbebaute Inseln sind natürlich preislich günstiger. Wer eine solche Insel kauft und dort sein Häuschen draufsetzen möchte, muss allerdings bedenken, dass auch in anderen Ländern Baugenehmigungen erforderlich sind. Auch anderswo gibt es Umweltgesetze und man muss ggf. Grunderwerbsteuer bezahlen. Vor dem Inselkauf ist es daher sinnvoll einen lokalen Anwalt / Steuerberater zu konsultieren und die wichtigen Details zu klären.

Inselerschließung

Im Falle der Inselbebauung fallen noch weitere Ausgaben für Wasseraufbereitung, Energie, Bootsanleger etc… an. Die Insel sollte im Idealfall eine eigene Quelle/Brunnen besitzen. Wo viele Bäume wachsen, gibt es in der Regel auch Süßwasser. Ansonsten muss man Regenwasser auffangen oder Meerwasser entsalzen und in entsprechenden Tanks speichern. Eine Entsalzungsanlage kann ca. 50.000 Euro kosten. Für die Stromversorgung können Solarpanels oder Diesel-Generatoren sorgen. Deutlich teurer wäre ein Unterwasserkabel vom (naheliegenden) Festland. Natürlich benötigt man auch ein eigenes Boot und ggf. einen Bootsanleger sowie sanitäre Anlagen (Duschen, Plumpsklo etc.). Personen mit einem handwerklichen und technischen Background (z.B. Schreiner, Ingenieure), sind hier deutlich im Vorteil. Das Baumaterial muss natürlich antransportiert werden, was natürlich sehr teuer ist, je abgeschiedener die Insel.

Selbstversorgung oder regelmäßige Einkäufe?

Auch das Thema Nahrungsversorgung muss im Vorfeld intensiv betrachtet werden. Wer ein Leben als Selbstversorger plant, sollte landwirtschaftliches Know-How besitzen. Welche Pflanzen wachsen überhaupt auf der Insel? Reicht die Anbaufläche zur Selbstversorgung? Man sollte sich mit Anbaumethoden, Bewässerung und Nutztierhaltung auskennen (Das große Buch der Selbstversorgung). Zudem muss man auf Schädlingsbefall, Missernten und extreme Wetterlagen (ggf. Hurrikans) vorbereitet sein. Diverse Survival-Techniken wie Angeln, Jagen oder Feuer machen sollte man ebenfalls beherrschen (Überleben in der Natur).Auf Selbstversorger wartet also viel Arbeit und vermutlich erst mal dürftige Ernten.

Deutlich einfacher hat man es, wenn man sich regelmäßig mit Lebensmitteln vom naheliegenden Festland eindeckt. Doch das kostet Geld und muss auf der anderen Seite erst mal erwirtschaftet werden. Ein Grund, warum viele Inselbesitzer ihre Privatinseln auch als Tourismusobjekte vermarkten. Die Palette reicht vom sanften Ökourlaub bis hin zum Luxustourismus. Dann ist das Inselleben allerdings nicht mehr ganz so ruhig ;-).

Entfernung zum Festland

Auch wenn man kerngesund ist, abseits der Zivilisation können selbst harmlose Verletzungen ohne adäquate Behandlung schlimme Folgen haben. Daher sollte die Bootsfahrt zur nächsten bewohnten Insel/Festland (mit einem Arzt oder Krankenhaus) nicht zu lange dauern. Empfehlenswert ist eine Insel mit maximal 1-2 stündiger Anfahrt. Mit Erster Hilfe sollte man sich natürlich auskennen. Ein Survival- Handbuch für die Wildnis kann ggf. hilfreich sein. (Medizin Survival ohne Arzt). Über Ggf. giftige Pflanzen und Tiere sollte man sich im Vorfeld informieren.

Alleine oder in der Gruppe Auswandern?

Ist es sinnvoller in der Gruppe auszuwandern oder alleine? Einsiedler gab es schon immer (Berühmte Eremiten), von dem her ist der Erfolg prinzipiell möglich. Im Internet findet man immer wieder Gruppen, die ein solches Experiment (im Stil einer Inselkommune) planen und dafür Mitstreiter suchen. Ob sowas erfolgsversprechend ist, kann man nur schwer einschätzen, es gibt kaum historische Vorbilder. Früher oder später wird es vermutlich zu Konflikten in der Gruppe kommen. Die Pitcairn Besiedlung (von den Meuterern der Bounty) endete beispielsweise mit Mord und Totschlag.

Fazit

Aussteigen auf eine einsame Insel ist keine leichte Sache. Von allzu „romantischen Vorstellungen“ von einem freien und ungezwungenen Inselleben sollte man sich schnell verabschieden. Letztendlich sind aber mehrere Szenarien denkbar:

  • Insel als Feriendomizil

Vor allem für Prominente & Superreiche, die andernorts keine Ruhe und Abgeschiedenheit finden, ist eine Privatinsel als Feriendomizil interessant. Wer nicht ganz so reich ist, kann eine unerschlossene Inseln kaufen. Dann wird aber viel Zeit und technisches Know-How benötigt, um die Insel in Eigenregie zu erschließen.

  • Insel als Tourismusprojekt

Um die Erschließung der Insel langfristig zu finanzieren, ist auch der Aufbau eines Tourismusprojekts mit zusätzlichen Bungalows für Öko- oder Luxustouristen denkbar.

  • Insel für Aussteiger/Selbstversorger

Die schwierigste und riskanteste Variante. Aussteiger sollten sich fragen, ob es unbedingt eine unbewohnte Insel sein muss. Ein Stück Land in einem dünn besiedelten Gebiet (z.B. Australien, Kanada etc…) ist in der Regel günstiger und einfacher zu erschließen.

P.s. Übrigens kann man Privatinseln auch mieten. Alle, die das Konzept vom Leben auf einer einsamen Insel interessant finden, sollten im Rahmen eines Langzeiturlaubs erst mal die eigene Inseltauglichkeit testen.

P.P.s. hier noch ein Erfahrungsbericht von zwei Deutschen, die fünf Monate auf einer einsamen Inseln in der Südsee / Fidschi gelebt haben. Die ganze Geschichte gibt es mittlerweile auch als Taschenbuch.

P.P.P.s. Zwecks Inspiration ist auch der preisgekrönte Roman “Der Strand” von Alex Garland sowie der darauf basierende Hollywood-Streifen mit Leonardo DiCaprio empfehlenswert:

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5 Kommentare bei “Eine einsame Insel kaufen: So realistisch ist der Traum vom Aussteigen”

  1. Wer will nicht wie Aristoteles Onassis eine eigene Insel besitzen?
    Aber ganz im Ernst – ich würde lieber ein vornehmes Hotel vorziehen und dann eine Dauerbuchung für eine Suite aushandeln.
    Kein Ärger wie bei einem eigenen Haus, keine Probleme – ese wird für alles gesorgt: Essen, Wäsche, Reinigung…

    Beste Grüße
    DS

  2. Aber es macht doch einen ganz besonderen Reiz aus, zu wissen, dass man sich selbst um alles kümmern muss. Wir fahren am liebsten nach Schottland in den Urlaub aus genau diesen Gründen … Natur pur und Selbstversorgung. Herrlich! 🙂 Und genau deswegen interessiert mich das Thema Insel kaufen auch so mega doll. Daher danke für diese umfangreichen Bericht! 🙂

    LG
    Maria

  3. Ich habe einiges über die Philippinen gelesen und frage mich daher, warum gerade diese Inselgruppe so selten als Auswanderungsland genannt wird, denn auch dort leben ca. 28.000 deutsche Rentner, von denen ich allerdings nicht so genau weiß, wie sie sich dort fühlen. Allerdings wandern ca. 580 jährlich zurück nach Deutschland und ca. 500 auf die Philippinen aus. Die Frage, auf die ich noch keine Antwort gefunden ist die nach dem Grund. Einige scheinen sich sauwohl zu fühlen, aber der Trend geht eindeutig zurück nach Deutschland. Vielleicht gibt es ja hier die Lösung für diese Fragestellung.

    LG
    Andreas

  4. Der Grund ist das böse erwachen nach dem Traum. Auf den Phil.gehört dir eben auch nichts. Nicht mal die Eigentumswohnung. Wenn du nich aufpasst wirst du ordentlich ausgsackelt. Es kann aber auch gemütlich sein.

  5. @Andreas

    Die meisten Phillipi Auswanderer sind nach einer Statistik aus dem Jahr 2018 männlich und ledig, geschieden oder witwer. Wahrscheinlich liegt es daher an der niederen Stellung der phillipi Mädchen und Frauen dort die Opfer des Menschenhandels und Drogen werden (euphemistischer alias “Sextourismus”).

    Das würde den Weg- und Zuzug nach Phillipi, dann Jahre danach wieder nach DE erklären. Es sind definitv weniger Paare (Mann-Frau) die dorthin auswandern, sondern Männer die “noch mal Spaß haben wollen”.
    Ist unethisch aber leider legal.

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