Sehr gerne ziehen deutsche Rentner in den klimatisch angenehmeren Mittelmeerraum. Ein immer beliebteres Ziel wird dabei die Türkei. Das Land lockt mit traumhaften Stränden und faszinierenden Metropolen und auch die Lebenshaltungskosten sind im europäischen Vergleich sehr niedrig. Hinzu kommt die schnelle und günstige Anreise mit dem Ferienflieger aus vielen deutschen Städten. Wir schauen uns das Auswanderungsziel daher genauer an.
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Beliebte Regionen für den Ruhestand
Während arbeitende Expats vor allem nach Istanbul übersiedeln, zieht es auswanderungswillige Rentner nur selten in die Metropole mit seinen 15 Millionen Einwohnern. Die beliebtesten Ziele liegen ganz klar an der Ägäisküste (das Meer zwischen Griechenland und der Türkei) und dem Mittelmeer im Süden. Günstige Miet- und Kaufpreise für Wohnungen, viele Sonnenstunden und der mediterrane Lebensstil sind hier eine große Verlockung. Badeorte wie beispielsweise Alanya, Antalya, Belek, Kemer, Izmir oder Side haben es deutschen Rentnern angetan.
Alanya: Alanya gehört zur Küstenregion Antalya und hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Reiseziel entwickelt. Kleopatras Strand, der 2,5 Kilometer lange Stadtstrand, gilt als einer der besten in der Türkei.
Antalya: Antalya ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und gilt als Tourismus-Mekka der Türkei. Im Jahr 2019 besuchten beinahe 15 Millionen ausländische Besucher die Stadt. Wer Shopping, Essen und Ausgehen mag, wird sich in der Stadt wohlfühlen.
Belek: Belek ist ein 30 Kilometer von Antalya entfernter Küstenort. Neben einem entspannten Badeurlaub ist Belek besonders gut geeignet für Ausländer, die Golf spielen möchten.
Izmir: Die drittgrößte Stadt der Türkei ist an der türkischen Ägäisküste gelegen. Bekannt ist Izmir für seine liberale Politik und seinen entspannten Lebensstil. Die Stadt ist umgeben von vielen kleineren Küstenorten.
Side: Ein bei deutschen Touristen sehr beliebter Badeort in Antalya.
Im Osten des Landes leben im Gegensatz dazu kaum ausländische Rentner, einfach weil es konservativer ist als im Westen des Landes.
Lebenshaltungskosten
Das mit Abstand günstigste europäische Land ist die Türkei, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat. Die Lebenshaltungskosten sind aktuell ungefähr 60 Prozent niedriger als in Deutschland! Ein in Deutschland verdienter Euro hat in der Türkei die Kaufkraft von knapp 2,40 Euro. Mit einer Rente von 1.000 Euro können in der Türkei Waren und Dienstleistungen im Wert von 2.400 Euro erworben werden. Entsprechend lässt sich auch mit einer kleinen deutschen Rente in der Türkei auf sehr hohem Niveau leben. Möblierte Ein-Zimmer-Wohnungen im Zentrum einer Küstenstadt mit Meerblick werden schon für umgerechnet 200 Euro im Monat vermietet. Für das Doppelte gibt es eine Wohnung mit mehreren Schlafzimmern, wobei die Nebenkosten dann bereits enthalten sind. Reisen im Land sind ebenfalls sehr günstig. Längere Busfahrten kosten nur wenige Euro, was die Erkundung kostengünstig macht. Flüge von und nach Deutschland kosten oft weniger als 100 Euro. Die Lebensmittelpreise in der Türkei sind bis zu 40 Prozent niedriger als in Deutschland. Das gilt vor allem für lokal produzierte Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch und Eier. Allerdings sind Preise für importierte Waren (z. B. Wein, Fleisch, Bananen) und Luxusgüter deutlich höher als in Deutschland.
Klima
Ein großer Vorteil der Türkei sind die ganzjährig milden Temperaturen. Statt im nasskalten Regenwetter hierzulande kann man auch im Winter an der türkischen Riviera die Sonne genießen. Selbst im Januar liegen die Temperaturen tagsüber noch bei ungefähr 15 Grad Celsius. Während der Sommermonate kann es für mitteleuropäische Verhältnisse allerdings unangenehm heiß werden, Temperaturen von knapp 35 Grad Celsius sind an der Mittelmeerküste dann keine Seltenheit.
Krankenversicherung
Deutschland und die Türkei haben ein Sozialversicherungsabkommen abgeschlossen. Deutsche und türkische Staatsbürger können unter gewissen Voraussetzungen weiterhin in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert bleiben. Die europäische Gesundheitskarte, mit der gesetzlich Versicherte in vielen europäischen Ländern medizinische Leistungen erhalten, gilt in der Türkei nicht. Man muss vor dem Aufenthalt bei der Krankenkasse einen Auslandskrankenschein (Formular T/A 11) beantragen. Trotz Sozialversicherungsabkommens können in der Türkei erhebliche Mehrkosten bei Behandlungen entstehen, die von der deutschen Krankenkasse nicht übernommen werden. Ursache ist hierfür, dass in der Türkei viele Krankenhäuser und Ärzte privat abrechnen und nicht an das Sozialversicherungsabkommen gebunden sind. Zudem wird bei den meisten Krankenhäusern und Ärzten eine finanzielle Vorleistung via Kreditkarte oder Bargeld gefordert.
Besser eine Auslandskrankenversicherung abschließen: Mit einer Auslandskrankenversicherung können Sie sich auch in Privatkliniken bzw. von privat praktizierenden Ärzten behandeln lassen und müssen die Mehrkosten nicht selbst tragen. Zudem ist die Qualität der medizinischen Versorgung in den Privatkliniken in der Regel besser. Eine private Auslandskrankenversicherung deckt zudem den Rücktransport nach Deutschland im Krankheitsfall ab. Der Flug mit dem Ambulanzflieger aus der Türkei kostet beispielsweise bis zu 20.000 Euro. Eine gute Langzeit- Auslandskrankenversicherung muss dabei nicht teuer sein und ist dank der ansonsten sehr niedrigen Lebenshaltungskosten eine sinnvolle Investition. Bei der HanseMerkur würde eine Versicherung für einen 70-jährigen nur ca. 100 Euro monatlich kosten.
Visum
Deutsche Staatsbürger können sich ohne Visum 90 Tage pro Halbjahr in der Türkei aufhalten. Zwar sind auch mehrere Ein- und Ausreisen möglich, allerdings darf die Gesamtlänge des Aufenthalts pro Halbjahr 90 Tage nicht überschreiten. Zur Einreise wird lediglich der Personalausweis/Reisepass benötigt. Für viele Überwinterer dürfte der 90 Tage Zeitraum bereits ausreichen.
In der Türkei kann man jedoch relativ einfach eine verlängerbare, ein- oder zweijährige Aufenthaltserlaubnis erhalten. Der Antrag muss vorab beim zuständigen Konsulat oder Botschaft gestellt werden. Für die Dauer des beantragten Aufenthalts wird ein Unterkunftsnachweis benötigt. Bei einer Mietwohnung ist eine notariell beglaubigte Kopie des Mietvertrags erforderlich. Außerdem muss eine Krankenversicherung für die Dauer des Aufenthalts vorliegen (hier Infos zu geeigneten Langzeit-Auslandskrankenversicherungen). Für die Dauer des Aufenthalts müssen außerdem ausreichende finanzielle Mittel nachgewiesen werden. Rentner können dies mittels Rentenbescheid belegen.
Sprache
In den großen Touristenorten an der Mittelmeerküste wird oft Deutsch oder auch Englisch gesprochen. Wer dauerhaft in der Türkei leben möchte, sollte aber ein wenig Türkisch lernen. Türkischkurse sind an zahlreichen Volkshochschulen oder Sprachschulen in Deutschland möglich. Alternativ bieten auch immer mehr Online-Anbieter gute und günstige Türkischkurse im Internet an.
Steuern
Für in der Türkei lebende Bezieher von deutschen Renten gilt laut Doppelbesteuerungsabkommen folgendes: Sofern die gesamten Alterseinkünfte 10.000 Euro brutto (vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben) nicht überschreiten, erhält die Türkei als Ansässigkeitsstaat das Besteuerungsrecht. Übersteigen die Alterseinkünfte 10.000 Euro, erhält Deutschland das Besteuerungsrecht nach Artikel 18 Absatz 2 DBA, wobei die Steuerlast allerdings auf 10 Prozent des Bruttobetrags begrenzt wird. Beamtenpensionen bleiben bei einer Ansässigkeit in der Türkei weiterhin in Deutschland steuerpflichtig.
Rentenzahlung
Zwar kann die Deutsche Rentenversicherung bei Auswanderern die Rente direkt auf ein Konto in der Türkei überweisen, doch das ist nicht unbedingt empfehlenswert. Die türkische Lira hat in den letzten 10 Jahren gut 80 Prozent des Werts gegenüber dem Euro verloren, so dass man nach Möglichkeit keine größeren Geldbeträge auf einem türkischen Konto halten sollte. Besser man behält für die Rentenzahlung und sonstige Vermögenswerte ein Girokonto in Deutschland und lässt die Rente dorthin überweisen.
Wer zusätzlich ein Konto in der Türkei eröffnen möchte, sollte nur kleinere Beträge dorthin überweisen, um lebensnotwendige Dinge (z.B. die Miete) zu bezahlen. Für die Überweisung nutzt man am besten einen spezialisierten Überweisungsservice wie Wise (Testbericht), dann fallen keine großen Verluste durch Überweisungsgebühren und Währungsumrechnungen an.
Generell sollte man aber überlegen, ob überhaupt ein Konto in der Türkei benötigt wird. Für die meisten Zahlungen kann die bei vielen hiesigen Konten enthaltene Debit- oder Kreditkarte genutzt werden. Damit lässt sich günstig am Automaten Geld abheben und in den meisten Geschäften bezahlen.
Fazit
Für Rentner mit kleiner Rente sind die Urlaubsorte an der türkischen Mittelmeerküste eine sehr günstige Wahl zum Überwintern (oder ggf. Daueraufenthalt). Die Lebenshaltungskosten und Immobilienpreise sind dank schwacher türkischer Lira im europäischen Vergleich sehr niedrig. Natürlich sollte man die Türkei im Rahmen früherer Urlaube gut kennenlernen, bevor man einen solchen Schritt wagt. Auf gut Glück und ohne ausreichende Landeskenntnisse in die Türkei auszuwandern, wäre doch sehr blauäugig.