Als Rentner nach Polen auswandern: Gute Gründe für den Osten

Rainer HellsternRente im AuslandKommentar verfassen

Auswandern nach Polen

Polen wird für immer mehr Auswanderer im Rentenalter interessant. Die Lebenshaltungskosten zählen zu den niedrigsten in Europa. Das Nachbarland ist zudem sicher und lässt sich leicht bereisen. Auch landschaftlich hat Polen eine große Vielfalt zu bieten, so dass sich ein genauer Blick lohnt.

Beliebte Regionen für den Ruhestand

Eines der beliebtesten Urlaubsziele des Landes ist die Masurische Seenplatte, die aus mehr als 2.000 Seen im Nordosten Polens besteht. Bootsfahrer können dank des ausgedehnten Netzes von Flüssen und Kanälen leicht zwischen den Seen navigieren. Die Seenplatte ist ideal für Menschen, die Natur, Wassersport, Angeln oder Segeln mögen.

Wer Wandern und / oder Wintersport bevorzugt, sollte die Tatra im südlichen Teil des Landes nahe der slowakischen Grenze besuchen. Rentner sind beispielsweise in der Ferien- und Kurstadt Zakopane gut aufgehoben, die für ihre charmanten Holzhäuser bekannt ist.

Wer an der Küste leben möchte, kann die im Norden gelegene ehemalige Hansestadt Danzig in Betracht ziehen. Danzig ist die wichtigste polnische Hafenstadt an der Ostsee mit knapp 600.000 Einwohnern. Die Stadt ist bekannt für die farbenfrohe Altstadt, den hübschen Hafen mit kleinen Bars, Cafés und Fischrestaurants sowie einer Vielzahl an historischen Gebäuden und Museen. Wer in Danzig wohnt, hat es nicht weit zu einigen schönen Stränden, die auch in der Hochsaison im Sommer nicht überfüllt sind. Alternativ kann man die Wochenenden mit Segeln und Angeln in den Gewässern der Danziger Bucht verbringen.

Danzig

Die Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Warschau liegt im Zentrum des Landes und ist nur eine 2-3-stündige Zugfahrt von den Bergen im Süden oder der Ostsee im Norden entfernt. Wer sich also nicht zwischen den Bergen, der Küste oder dem Flachland entscheiden kann, für den ist möglicherweise die pulsierende Hauptstadt genau das Richtige. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte, aber danach weitgehend originalgetreu wiederaufgebaute Altstadt ist sogar UNESCO-Weltkulturerbe. In Polen ist Warschau klar das wichtigste wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Im internationalen Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten ist Warschau ein relativ erschwinglicher Ort zu leben. Die Stadt besitzt einen boomenden Arbeitsmarkt und die höchsten Immobilienpreise/ Lebenshaltungskosten des Landes.

Warschau

Die zweitgrößte Stadt des Landes, Krakau, ist gut geeignet für Rentner, die ein langsameres Lebenstempo bevorzugen als in der Hauptstadt. Mit knapp 760.000 Einwohnern bietet Krakau aber dennoch einiges an Großstadtflair. In Krakau leben sehr viele junge Menschen, über 100.000 Studierende haben sich an den 20 öffentlichen und privaten Hochschulen eingeschrieben. Die ehemalige Hauptstadt Polens ist eine der wenigen europäischen Städte, die im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde. Der Marktplatz gilt als einer der schönsten der Welt und bei zahlreichen anderen historischen Gebäuden in der Innenstadt lässt sich die gut erhaltene historische Architektur bewundern. Das Altstadtviertel von Krakau beherbergt viele Bars, Restaurants, Kunstgalerien und Geschäfte. Krakau ist eine kompakte Stadt, die sich hervorragend zu Fuß erkunden lässt.

Krakau

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Anreise

Die Zugfahrt von Berlin nach Warschau dauert fünfeinhalb Stunden und ist damit ähnlich lang wie eine Zugfahrt quer durch Deutschland von Hamburg nach München. Wem das zu lange dauert, kann alternativ auch per Flugzeug anreisen. Flüge aus Deutschland nach Polen dauern je nach gewähltem Abflugort ca. 1,5 bis 2,5 Stunden. Sowohl die Lufthansa als auch Billigfluglinien wie Ryanair bieten regelmäßige Verbindungen nach Polen (u. a. Danzig, Krakau oder Warschau) an.

Klima

Im Norden und Westen an der Ostsee ist das Klima maritim geprägt. D. h. die Sommer sind niederschlagsreich und nicht allzu warm, die Winter ebenfalls feucht und mild. Im Süden und Osten des Landes herrscht ein gemäßigtes Kontinentalklima mit kalten Wintern und heißen, sonnigen Sommern. Klima und Vegetation sind mit dem Westeuropas vergleichbar.

Lebenshaltungskosten

Innerhalb der Europäischen Union ist Polen eines der günstigsten Länder. Das allgemeine Preisniveau für Lebensmittel, Wohnen und Energie liegt gut 44 Prozent niedriger als in Deutschland. Aufgrund der im Vergleich zu Deutschland und Westeuropa niedrigen Lebenshaltungskosten wird Polen zunehmend zu einem Paradies für Auswanderer und Expats, die ein Land mit einem erschwinglichen Lebensstil suchen, aber nicht auf die Annehmlichkeiten der modernen Welt verzichten möchten.

Lebenshaltungskosten in Polen

Anmeldung

EU-Bürger, die dauerhaft in Polen leben möchten, müssen sich innerhalb der ersten 3 Monate bei der örtlichen Meldebehörde (Woiwodschaft) anmelden. Wer nicht beabsichtigt, in Polen zu arbeiten, muss bei der Anmeldung ausreichende finanzielle Mittel (z. B. Rentenbescheid) und einen Krankenversicherungsschutz nachweisen.

Krankenversicherung

EU-Bürger, die nach Polen auswandern, können aufgrund des Sozialversicherungsabkommens dem Nationalen Gesundheitsfonds NFZ beitreten. Anders als in Deutschland gibt es in Polen nur diese Krankenkasse. Hierfür muss vor dem Umzug ein Antrag bei der hiesigen Krankenkasse gestellt werden, dass der Lebensmittelpunkt künftig in Polen liegt. EU-Bürger erhalten dann die gleichen Leistungen, die für gesetzlich Versicherte in Polen vorgesehen sind. Viele Polen ergänzen die staatliche Gesundheitsversorgung allerdings durch eine zusätzliche private Versicherung. Denn das staatliche Gesundheitssystem ist für Ärztemangel, lange Wartezeiten bei Facharztterminen und eine ausufernde Bürokratie bekannt.

Sprache

Polnisch ist die offizielle Landessprache. Neben der Landessprache lernen Schüler ab der 4. Klasse eine erste Fremdsprache, wobei die meisten Schüler Englisch wählen. Vor allem junge Menschen besitzen daher in der Regel gute Englischkenntnisse. Etwa 2 Millionen Schüler lernen außerdem Deutsch, die zweitwichtigste Fremdsprache in Polen. Auf dem Land und bei der älteren Bevölkerung sind die Fremdsprachenkenntnisse weniger verbreitet, so dass hier Polnischkenntnisse von Vorteil sind.

Rentenzahlung

Die gesetzliche Rente kann ohne Probleme auf ein Bankkonto in Polen ausgezahlt werden. Hierfür muss die neue Bankverbindung (IBAN-Nummer) vorab dem Renten Service der Deutschen Post mitgeteilt werden.

Polen ist zwar EU-Mitglied, der Euro ist allerdings nicht die offizielle Landeswährung. Entsprechend sind bei der Auslandsüberweisung Kursverluste bei der Währungsumrechnung möglich. Die Verluste werden nicht von der Rentenversicherung getragen, sondern immer vom Rentenempfänger.

Wer ein Konto in Deutschland beibehält und die Rente dorthin überweisen lässt, kann diese Verluste aber reduzieren. Für Überweisungen nach Polen (z. B. Mietzahlungen) gibt es mittlerweile günstige Überweisungsdienste wie Wise, mit denen sich Verluste durch Währungsumrechnungen deutlich senken lassen.

Steuern

Zwischen Deutschland und Polen besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen, welches auf der Website des Bundesfinanzministeriums eingesehen werden kann. Bei Renten aus der gesetzlichen Sozialversicherung (Artikel 18 Abs. 2) hat der Quellenstaat der Rente (=Deutschland) das Besteuerungsrecht. Gleiches gilt für Beamtenpension (Artikel 19 Abs. 2). Lediglich Zusatzrenten wie beispielsweise eine betriebliche Altersversorgung oder eine private Rente werden in dem Land besteuert, in dem ein Rentner ansässig ist (Artikel 18 Abs. 1).

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über mich

Rainer Hellstern

Mein Name ist Rainer und ich bin Gründer und Autor des Auswandern Handbuchs. Seit 2008 verfasse ich hier Beiträge rund um die Themen Arbeit, Leben und Rente im Ausland. Mehr über mich.

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