Rente in Ungarn: Was Auswanderer wissen sollten

Budapest: Blick von der Pesster- Seite auf die Donau und das Parlament

Ungarn wird als Ziel für den Ruhestand oft übersehen. Rentner, die sich in Ungarn zur Ruhe setzen, schätzen die niedrigen Lebenshaltungskosten, die freundlichen Menschen und die schönen Städte, Dörfer und Landschaften. Hier sind einige der Gründe, warum Ungarn als Ruhestandsland eine interessante Option sein kann.

Beliebte Regionen für den Ruhestand

Ungarn ist ein interessantes Ziel für ausländische Rentner, die ein ähnliches Klima, schöne Landschaften und mit dem Plattensee (ungarisch Balaton), den größten Binnensee Mitteleuropas, erleben möchten.

Wer am Balaton leben möchte, sollte einen Blick auf Balatonfüred werfen. Der beliebte Kurort am Nordufer des Sees bietet einen hohe Lebensqualität. Die Stadt mit über 13.000 Einwohnern ist für seine Mineralquelle bekannt und besitzt außerdem ein landesweit bekanntes Herzchirurgie-Zentrum. Jährlich besuchen ca. 170.000 Touristen Balatonfüred. Touristen finden eine moderne Infrastruktur mit zahlreichen Hotels, Bars und Restaurants mit einer reichhaltigen lokalen Küche. Das Umland bietet sanfte Hügel auf denen der Weinanbau eine lange Tradition hat. Zwei internationale Flughäfen sind innerhalb von 1,5 Stunden Autofahrt von Balatonfüred aus zu erreichen.

Balaton ( Plattensee)

Ein weiteres beliebtes Ruhestandsziel in Ungarn ist Budapest, das oft als eine der schönsten Städte Europas bezeichnet wird. Die ungarische Hauptstadt entstand im Jahr 1873 durch die Zusammenlegung der beiden Städte Buda und Pest, die durch die Donau getrennt sind.

Budpest: Blick auf die St.-Stephans-Basilika

Die westlich gelegene Buda-Seite ist hügelig, ruhig und grün – sie besticht durch viele Parks, elegante Wohnviertel und gepflegte historische Bauten. Hier befindet sich auch der imposante Burgpalast, das größte Gebäude Ungarns. Die östlich gelegene Pester Seite ist hingegen flach und urban geprägt, mit zahlreichen Museen, Restaurants, Cafés sowie vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten.

Besonders hervorzuheben sind Budapests berühmte Thermalbäder, die nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Einheimischen sehr beliebt sind. Die Stadt liegt auf einer geothermisch aktiven Zone und wird von über 100 heißen Quellen versorgt. Das Szechenyi-Bad im Stadtpark oder das Gellért-Bad mit seiner prachtvollen Jugendstil-Architektur sind nur zwei der bekanntesten Anlagen. Darüber hinaus gibt es viele kleinere, oft traditionsreiche Bäder, die sich hervorragend zur Erholung und Gesundheitsförderung im Ruhestand eignen.

Das bekannte Szechenyi-Thermalbad

Ein Nachteil Budapests: Das Preisniveau ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Vor allem in den touristischen und innerstädtischen Bezirken liegen die Kosten für Restaurants, Dienstleistungen und Freizeitangebote mittlerweile fast auf deutschem Niveau. Wer auf ein knappes Budget achten muss, findet möglicherweise in ländlicheren Regionen Ungarns deutlich günstigere Alternativen.

Klima

Was die klimatischen Bedingungen betrifft, sind bei einem Umzug nach Ungarn nur geringe Umstellungen erforderlich. Ungarn besitzt ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt ca. 10 °C. Die Durchschnittstemperatur im Sommer liegt zwischen 27°C und 35°C und im Winter zwischen 0°C und -15°C.

Lebenshaltungskosten

Die niedrigen Lebenshaltungskosten sind sicherlich ein wichtiger Faktor für Menschen, die sich in Ungarn zur Ruhe setzen wollen. Die Lebenshaltungskosten sind für europäische Verhältnisse relativ niedrig und liegen außerhalb von Budapest bis zu 40 Prozent unter dem Niveau von Deutschland. Die typischen Aufwendungen für Verpflegung, Bekleidung, Unterhaltung und Mieten / Wohnungspreise sind zu deutlich geringen Kosten erhältlich als hierzulande. Aber natürlich spielt es auch eine Rolle, wo man sich in Ungarn niederlässt. Die Wohnungspreise in der Hauptstadt Budapest liegen gut 30 Prozent über dem Landesdurchschnitt.

Lebenshaltungskosten in Ungarn
Lebenshaltungskosten in Ungarn

Krankenversicherung

Zwischen Deutschland und Ungarn existiert aufgrund der EU-Mitgliedschaft beider Länder ein Sozialversicherungsabkommen. Rentner müssen vorab einen Antrag bei der Krankenkasse stellen, dass der Lebensmittelpunkt künftig nicht mehr in Deutschland liegt. Mit der europäischen Krankenversicherungskarte kann man dann in Ungarn zum Arzt gehen, erhält aber lediglich die Leistungen, die für dortige gesetzlich Versicherte vorgesehen sind.

Laut einer OECD-Studie ist das ungarische Gesundheitssystem allerdings deutlich unterfinanziert im Vergleich zum europäischen Durchschnitt. Wegen schlechter Löhne und Arbeitsbedingungen haben viele hoch qualifizierte Mediziner und Pflegekräfte das Land verlassen und arbeiten anderswo in Europa. Der Zustand des Gesundheitswesens kann daher als „kritisch“ bezeichnet werden.

Viele Ärzte, die im staatlichen Gesundheitssektor tätig sind, betreiben außerdem ihre eigenen Privatpraxen, was zu einer Ungleichheit bei der Behandlung führt. Diejenigen, die mehr an den Arzt zahlen können, erhalten eine bessere Leistung. Aufgrund der Probleme mit dem ungarischen Gesundheitssystem entscheiden sich viele Expats und Auslandsrentner für eine zusätzliche Absicherung durch eine private Krankenversicherung.

Sprache

Ungarisch ist die Amtssprache des 9,8 Millionen Einwohner zählenden Landes und wird laut einer Volkszählung aus dem Jahr 2011 von 99,6 Prozent der Bevölkerung gesprochen. Wichtige Fremdsprachen sind Englisch (16 Prozent) und Deutsch (11 Prozent), wobei die Sprachen allerdings von weniger als 20 Prozent der einheimischen Bevölkerung gesprochen werden. Insbesondere die junge Bevölkerung, spricht zunehmend Englisch und auch ein wenig Deutsch.

In der Hauptstadt Budapest und wichtigen Touristenorten am Balaton sind Englisch und Deutsch weiter verbreitet. Ohne Ungarischkenntnisse zurechtzukommen ist dort eher möglich. In anderen Landesteilen sind Fremdsprachen deutlich weniger verbreitet und in kleineren Städten und ländlichen Regionen, wo die Bevölkerung älter ist, wird die Verständigung schwierig. Ungarischkenntnisse sind dann unbedingt von Vorteil.

Ungarisch gehört zur uralischen Sprachfamilie und gilt als eine der schwieriger zu erlernenden Sprachen mit sehr komplexen Grammatik- und Ausspracheregeln, deren Beherrschung viel Zeit in Anspruch nimmt. Ungarisch gehört nicht zu den großen Weltsprachen und wird an hiesigen Volkshochschulen/Sprachschulen nur selten gelehrt. Wer zur Vorbereitung dennoch ein wenig Ungarisch lernen möchte, der Anbieter Mondly bietet einen günstigen Online-Ungarischkurs.

Rentenzahlung

Die gesetzliche Rente wird ohne Probleme an Rentner und Rentnerinnen in Ungarn ausgezahlt. Da Ungarn zwar EU-Mitglied ist, der Euro allerdings nicht die Landeswährung ist, ist bei der Auslandsüberweisung allerdings mit Kursverlusten bei der Währungsumrechnung zu rechnen. Dieser Verlust muss immer vom Rentenempfänger getragen werden. Etwaige Verluste werden leider nicht von der Deutschen Rentenversicherung ausgeglichen (Mehr dazu im Artikel: Rentenzahlung ins Ausland). Es gibt aber Möglichkeiten die Verluste durch die Nutzung eines speziellen Überweisungsdienstes zu senken (Mehr dazu in diesem Artikel).

Steuern

Wer nach dem 1. Januar 2012 nach Ungarn umgezogen ist, muss laut dem Doppelbesteuerungsabkommen Renten aus der gesetzlichen Sozialversicherung in Deutschland versteuern. Ausgenommen sind davon lediglich private Renten und Betriebsrenten, die in Ungarn steuerpflichtig sind.

Artikel 17 Ruhegehälter, Renten und ähnliche Vergütungen
(1) Vorbehaltlich des Artikels 18 Absatz 2 können Ruhegehälter und ähnliche Vergütungen oder Renten, die eine in einem Vertragsstaat ansässige Person aus dem anderen Vertragsstaat erhält, nur im erstgenannten Staat besteuert werden.
(2) Ungeachtet des Absatzes 1 können Renten und andere Vergütungen, die aufgrund des Gesetzes eines Vertragsstaates über die gesetzliche Sozialversicherung bezogen werden, nur in diesem Staat besteuert werden, es sei denn, der Empfänger war an oder vor dem Tag des Austausches der Ratifikationsurkunden dieses Abkommens im anderen Vertragsstaat ansässig.

Quelle: Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Februar 2011 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ungarn zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen

Artikel 18 Öffentlicher Dienst
(2) Vorbehaltlich des Artikels 17 Absatz 2

a) können Ruhegehälter, die von einem Vertragsstaat, einem seiner Länder, einer ihrer Gebietskörperschaften oder einer anderen juristischen Person des öffentlichen Rechts dieses Staates oder aus von diesem Staat, einem seiner Länder, einer ihrer Gebietskörperschaften oder einer anderen juristischen Person des öffentlichen Rechts errichtetem Sondervermögen an eine natürliche Person für die diesem Staat, einem seiner Länder, einer ihrer Gebietskörperschaften oder einer anderen juristischen Person des öffentlichen Rechts geleisteten Dienste gezahlt werden, nur in diesem Staat besteuert werden.
b) Diese Ruhegehälter können jedoch nur im anderen Vertragsstaat besteuert werden, wenn die natürliche Person in diesem Staat ansässig und ein Staatsangehöriger dieses Staates ist.

Quelle: Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Februar 2011 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ungarn zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen

Fazit

Die geografische Nähe in Mitteleuropa, das ähnliche Klima und die vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten sind einige gute Gründe, sich in Ungarn zur Ruhe zu setzen. Natürlich sollte man Ungarn im Rahmen früherer Reisen und (Langzeit)-Aufenthalte gut kennenlernen, bevor man die Auswanderung dorthin in Erwägung zieht. 

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