Rentnerparadies Ecuador: Auswandern und gut leben für 1.000 Euro

Rainer HellsternRente im Ausland3 Kommentare

Auswandern nach Ecuador

Heute möchte ich das Auswanderungsziel Ecuador vorstellen. Genau wie das kürzlich vorgestellte Land Panama ist Ecuador bei nordamerikanischen Rentnern ein äußerst populäres Ziel für den Ruhestand. Das amerikanische Magazin InternationalLiving hat das Land 2020 sogar in die Top-10 der besten Ruhestandsziele der Welt gewählt. Über die Gründe informiere ich in diesem Blogbeitrag.

ecuador

Das kleine Land Ecuador liegt in der nordwestlichen Ecke von Südamerika und wird von Kolumbien im Norden, Peru im Süden und Osten und dem Pazifischen Ozean im Westen umschlossen. Mit gerade einmal 283.561 km² ist das Land flächenmäßig etwas kleiner als Italien und hat nur 15 Millionen Einwohner. Trotz seiner kompakten Ausmaße bietet das Land aber eine große landschaftliche Vielfalt. Die vier sehr unterschiedlichen Hauptregionen sind das Andenhochland, die Küstenregion, das Amazonasgebiet und die 1.000 km vor der Küste liegenden Galapagos-Inseln.

Ein Manko ist sicherlich die lange und teure Anreise aus Europa. Es gibt keine Non-Stopp-Flüge aus Deutschland und in der Regel sind mehrere Zwischenstopps notwendig (z.B. Frankfurt – Madrid – Quito – Cuenca). Die Flugzeit beträgt daher mindestens 20 Stunden, wobei die Reisedauer aufgrund schlechter Verbindungen auch deutlich länger sein kann. Die Flugpreise liegen häufig bei 1.000 Euro und mehr.

Beliebtes Ziel ist die Andenstadt Cuenca

Fragt nach dem besten Ort für ein Altersdomizil, fällt fast immer ein Name: “Cuenca”. Die sehenswerte Kolonialstadt liegt im südlichen Andenhochland auf 2.500 Metern Höhe und ist die drittgrößte Stadt des Landes. Neben der Hauptstadt Quito gilt Cuenca als die schönste Stadt von Ecuador. Cuenca hat allerdings im direkten Vergleich einen entscheidenden Vorteil. Die Stadt ist mit nur 250.000 Einwohnern deutlich kleiner als die Millionenstadt Quito. Das Leben ist ruhiger und gemütlicher, was viele Rentner bei einem Altersdomizil bevorzugen. Laut Angaben von US-Medien haben sich bereits über 4.000 US-Rentner dauerhaft in der Stadt niedergelassen.

Die Altstadt von Cuenca wurde 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und ist bekannt für seine Häuser im Kolonialstil, zahlreiche Kirchen und die engen, kopfsteingepflasterten Gassen. Die Stadt gilt als das Zentrum der Kultur- und Kunstszene in Ecuador und besitzt zahlreiche Museen und Kunstgalerien.

Aber auch außerhalb der Stadt hat die Region einiges zu bieten. In der Umgebung der Stadt befindet sich der Nationalpark El Cajas, mit zahlreichen Möglichkeiten zum Wandern und für Erkundungstouren.

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Niedrige Lebenshaltungskosten in Ecuador

Ein wichtiger Grund für die Popularität von Ecuador sind die sehr niedrigen Lebenshaltungskosten. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt zählt Ecuador zu den ärmsten Ländern von Südamerika. Das Leben in Ecuador ist deutlich günstiger als in den USA oder Europa. Eine voll ausgestattete Wohnung im historischen Zentrum von Cuenca kann bereits für 300 bis 400 Euro monatlich gemietet werden und auch die Preise für Lebensmittel, Restaurantbesuche und öffentliche Verkehrsmittel sind deutlich günstiger als hierzulande.

Lebenshaltungskosten in Ecuador
Lebenshaltungskosten in Ecuador

Ecuador bietet älteren Einwohnern ab 65 Jahren zudem eine Reihe von Ermäßigungen. In öffentlichen Verkehrsmitteln zahlen Rentner nur den halben Preis. Zudem erhalten Senioren ermäßigten Eintritt bei Kultur- und Sportveranstaltungen und auch die Nebenkosten (Strom..) sind reduziert. Die Flugpreise sind auf einigen Strecken (mit lateinamerikanischen Airlines) ebenfalls deutlich vergünstigt.

Die monatlichen Lebenshaltungskosten belaufen sich pro Person auf unter 1.000 Euro. Paare können von 1.500 Euro angenehm leben. Allerdings ist nicht alles in dem Land günstig. Güter, die importiert werden müssen (z.B. Autos, elektronische Geräte, Möbel…), können teurer sein als in Europa.

Mildes Klima im Hochland

Neben den günstigen Lebenshaltungskosten ist das Klima im Hochland ein Hauptgrund für die Attraktivität von Ecuador. Das Klima in den Anden ist ganzjährig mild. Durch die Nähe zum Äquator kommt es im Jahresverlauf zu keinen großen Temperaturschwankungen und Residenten genießen ein frühlingshaftes Wetter. Die durchschnittliche Tagestemperatur liegt bei angenehmen 21 Grad. Anstelle eines Jahreszeiten-Klimas unterscheidet man lediglich zwischen einer Trocken- und Regenzeit. Als Trockenzeit gelten die Monate von Mai bis Oktober, das ist auch die beste Reisezeit für Ecuador. Wegen der Äquatornähe hat man das ganze Jahr über gleichbleibend viele Sonnenstunden.

Visaoptionen

Ecuador bietet genau wie Panama ein spezielles Rentnervisum (genannt 60-III). Personen, die eine monatliche Rentenzahlung von mindestens 800 US-Dollar (ca. 676 Euro – Stand Juli 2021) aus ihren Heimatländern erhalten, können sich damit dauerhaft in Ecuador niederlassen. Für jeden weiteren Unterhaltsberechtigten wird ein zusätzliches monatliches Einkommen von 100 US-Dollar benötigt.

Daneben gibt es noch weitere Visaoptionen, beispielsweise für Investoren, die eine Immobilie in Ecuador erwerben möchten (Mindestwert der Immobilie: 25.000 Dollar).

Krankenversicherung

Da zwischen Deutschland und Ecuador kein Sozialversicherungsabkommen besteht, müssen sich Auswanderer in Ecuador privat krankenversichern.

Ecuador ist ein sehr armes Land, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum ist sehr schlecht. In den großen Städten wie Quito und Cuenca gibt es Privatkliniken, die vom Standard mit europäischen Kliniken mithalten können. Viele der dort praktizierenden Ärzte wurden in den USA, Europa oder Kuba ausgebildet. Die Behandlungskosten sind deutlich preiswerter als in Europa. Ein Besuch bei einem Allgemeinmediziner kostet beispielsweise nur um die 25 Euro, ein Besuch bei einem Spezialisten kann bis zu 70 Euro kosten. Eine Krankenversicherung bei einer südamerikanischen Versicherungsgesellschaft kann bereits für um die 100 US-Dollar monatlich abgeschlossen werden.

Rentenzahlung

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) kann die Rente je nach persönlichen Vorlieben auf ein Konto in Deutschland oder ein Konto in Ecuador überweisen. Bei einer direkten Rentenzahlung auf ein Konto in Ecuador ist allerdings mit deutlichen Verlusten durch 1) Bankgebühren und 2) Währungsumrechnungen zu rechnen. Diese Kosten können sich auf bis zu 5 Prozent der Rentensumme belaufen und müssen immer vom Rentenempfänger selbst getragen werden.

Wer die Rente zunächst auf ein deutsches Girokonto einzahlen lässt, und das Geld selbst nach Ecuador überweist, kann im Vergleich zu einer direkten Überweisung durch die DRV nach Ecuador eine Menge Geld sparen. Mittels spezialisierter Zahlungsdienstleister wie Wise (Testbericht) lassen sich die Kosten für Auslandsüberweisungen nämlich deutlich reduzieren (Siehe Artikel „Rentenzahlung ins Ausland“).

Spanisch

Wer in Ecuador leben möchte, sollte unbedingt Spanisch sprechen. Cuenca ist ein populäres Sprachreiseziel und Kurse sind dort zu sehr erschwinglichen Preisen möglich. Ein Spanischkurs in Cuenca bietet außerdem eine gute Gelegenheit um Land, Leute und Kultur besser kennenzulernen. Wer bereits im Vorfeld etwas Spanisch lernen möchte, dies ist an zahlreichen Sprachschulen in Deutschland oder ergänzend mittels Online-Kurs möglich.

Fazit

Für Südamerika affine Menschen ist Ecuador ein interessantes und preisgünstiges Ziel für den Ruhestand. Man sollte allerdings berücksichtigen, dass es sich um ein Entwicklungsland mit großen sozialen Gegensätzen handelt. Außerhalb der großen Städte gibt es zudem eine schlechte medizinische Versorgung und die Infrastruktur ist unterentwickelt. Wer ein Altersdomizil in Ecuador in Betracht zieht, sollte das Land vorab unbedingt genauer erkunden.

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über mich

Rainer Hellstern

Mein Name ist Rainer und ich bin Gründer und Autor des Auswandern Handbuchs. Seit 2008 verfasse ich hier Beiträge rund um die Themen Arbeit, Leben und Rente im Ausland. Mehr über mich.

3 Kommentare bei “Rentnerparadies Ecuador: Auswandern und gut leben für 1.000 Euro”

  1. Seit September 2014 wohne ich mit “Residencia” in Ecuador und seit Oktober 2013
    bin ich verheiratet mit einer Latino auch Ecuador….. Das war beides, ( die Heirat,
    + die Residencia” ) die beste Entscheidung in meinem / bzw. unserem Leben, was ich nicht mehr missen möchte…..Ich würde es noch mal machen, stände ich vor der selben Entscheidung. Zufriedener und “wohler” kann es gar nicht mehr “sein, oder einem ergehen,” Denn “Tauschen wollte ich nicht”…

  2. Das was ich über Ecuador lese begeistert mich total. Bei mir ist es weniger die Frage ob ich dorthin auswandern möchte, sondern vielmehr ob es möglich ist. Denn ich habe eine Frau aus Uganda, ihre 12 jährige Tochter und einen gemeinsamen 3 jährigen Sohn. Es wäre unser Herzenswunsch zusammen legal in einem Land zusammen zu leben ohne sich ständig um ein neues Visum bemühen zu müssen. Für mich ist es wohl eher nicht so schwierig, da meine Rente deutlich die 1000€ überschreitet. Aber wie ist es mit meiner Frau und den Kindern. Wir sind nicht verheiratet, da der deutsche Staat sonst meine Witwerrente streicht. hat irgendjemand eine Idee, wie und was ich da tun kann um in Harmonie und Frieden in Ecuador leben zu können?
    Vielen Dank im Voraus und bitte keine unnötigen Vorwürfe, daß ich mit einer Afrikanerin ein Kind habe. Wir sind ein ganz normales Paar, das seine Kinder liebt.

  3. Hannes—

    Ich besuchte Ecuador die vergangenen 5 Jahre 4 x , jeweils fuer 3-4 Monate.
    Bin absolut begeistert, von diesem Land mit seiner vielfaeltigen Natur bzw. Kultur. Ich werde im Maerz 2022 dauerhaft uebersiedeln ( habe ab Maerz meine Rente), nur bin noch unschluessig wo, an der Kueste zB. Salina od. Santa Elena–oder Cuenca. Bin noch am Informieren, denn muss mir auch eine Unterkunft suchen.
    Lebte die vergangenen 11 Jahre auf Gran Canaria–aber hier, die Teuerung ist extrem geworden—auch sind die Latinos Herzlicher—uvm.
    Freue mich schon auf das neue Jahr…und einen neuen Lebensabschnitt.

    vgr.Hannes

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