Rentenlücke schließen – aber wie?

Rainer HellsternRente im AuslandKommentar verfassen

Vorsicht Altersarmut - so schließen Sie die Rentenlücke

Aufgrund des niedrigen Rentenniveaus in Deutschland sind künftig immer mehr Menschen von Altersarmut betroffen. Doch es gibt zahlreiche Wegen die Rentenlücke zu schließen. Einige der Möglichkeiten zeigt der folgende Artikel.

Die Rentenlücke berechnen

Zunächst empfiehlt es sich die persönliche Rentenlücke zu berechnen. Ein Beispiel: Die Durchschnittsrente in Deutschland beträgt nur etwas mehr als 1.000 Euro monatlich. Damit ist ein gutes Leben nach Abzug von Miete, Steuern und Krankenversicherung vielerorts kaum möglich. Zwar sind die Lebenshaltungskosten höchst individuell, mindestens 1.500 Euro, besser noch 2.000 Euro sollten es schon sein, damit man den Lebensabend hierzulande genießen kann. Bei einer durchschnittlichen Rentenbezugsdauer von 20 Jahren fehlen somit im Durchschnitt zwischen 120.000 (500 Euro x 12 Monate x 20 Jahre) und 240.000 Euro (1.000 Euro x 12 Monate x 20 Jahre), wobei dann nicht mal die künftig steigende Lebenserwartung berücksichtigt wird. Auch diesbezüglich würde ich einen zusätzlichen Puffer einplanen.

Frühzeitig mit dem Sparen beginnen

Der folgende Tipp ist sicherlich banal. Man sollte bereits in jungen Jahren damit beginnen, Geld für die Rente beiseitezulegen. Wer bereits im Alter von 30 Jahren zu sparen beginnt, hat dank Zins und Zinseszins möglicherweise schon mit 50 Jahren die Rentenlücke deutlich verkleinert. Je später man mit der Altersvorsorge beginnt, desto schwieriger wird es aufzuholen. Schauen wir uns nun einige der beliebten Sparformen an:

Sparen mit dem Bankkonto

Das Bankkonto ist traditionell die beliebteste Sparform der Deutschen. Jeden Monat ein paar Hundert Euro beiseitezulegen, sollte für einen Durchschnittsverdiener in Deutschland grundsätzlich möglich sein. Das Geld überweist man am besten auf ein spezielles Tagesgeld- oder Festgeldkonto, welches vom Haushaltskonto getrennt liegt. So kann es nicht passieren, dass die Rentenkasse „aus Versehen“ für den nächsten Urlaub oder eine größere Anschaffung geopfert wird. Allerdings hat das Bankkonto ein großes Manko: Gab es vor einigen Jahren noch Zinsen auf Bankguthaben, sind diese heute kaum noch vorhanden, vielerorts drohen sogar Negativzinsen bei Geldbeträgen ab 100.000 Euro. Dank Inflation verliert das auf dem Bankkonto liegende Geld Jahr für Jahr außerdem ein wenig an Wert.

Wer sein Geld mittels Konto vermehren möchte, kann auf Tages- und Festgeldkonten im EU-Ausland ausweichen. In Ländern wie Italien, Portugal oder Spanien gibt es noch etwas höhere Zinsen von bis zu 1,5 Prozent. Über Plattformen wie weltsparen.de ist das Investieren dort sehr leicht möglich. Das Risiko ist allerdings höher, denn viele der Länder und Banken habe hohe Schulden. Zwar gibt es auch dort eine Einlagensicherung, welche Beträge von maximal 100.000 Euro absichert. Ob die Einlagensicherung im Ernstfall allerdings hält, was sie verspricht, lässt sich nur schwer sagen.

Riester Sparen

Die Riester Rente ist eine staatlich geförderte Altersvorsorge in Deutschland, die für Angestellte zugänglich ist (Für Selbstständige gibt es das Pendant der Rürup-Rente). Sparer erhalten bei Riester sowohl staatliche Zulagen als auch Steuervorteile. Das hört sich auf den ersten Blick sehr gut an, doch die Zahl der Riester-Verträge in Deutschland ist seit einigen Jahren rückläufig. Zudem verabschieden sich immer mehr Banken aus dem Neugeschäft. Irgendetwas muss bei Riester also schief laufen? Zum einen macht es das niedrige Zinsumfeld schwer, überhaupt eine Rendite für Riester Sparer zu erwirtschaften. Großer Nachteil aus Kundensicht sind außerdem die teils hohen Abschlusskosten, die zur Folge haben, dass Sparer trotz der Zulagen und Steuervorteile kaum vom Riester Vertrag profitieren. Dies berichten beispielsweise die Verbraucherzentralen. Wer sich für Riester interessiert, sollte sich unbedingt im Vorfeld beraten lassen (z.B. ein unabhängiger Honorarberater, der auf Stundenbasis von Ihnen bezahlt wird oder bei der Verbraucherzentrale), denn die Verträge sind voller komplexer Regeln. Ein Bank- oder Versicherungsberater, der für den Abschluss des Riester-Vertrags eine Provision vom Anbieter erhält, hat möglicherweise nicht nur Ihre Interessen im Blick.

ETF-Sparen

Bei der jüngeren Zielgruppe wird ETF-Sparen zu einer immer beliebteren Form der Altersvorsorge, seit immer mehr Finanzmedien und Blogger darüber berichten. ETF steht für Exchange Traded Fund und ermöglicht es günstig in Aktien zu investieren und damit langfristig ein Vermögen aufzubauen. Zwar haben die Deutschen seit dem Zusammenbruch des neuen Markts im Jahr 2000 kein gutes Verhältnis zum Aktienmarkt, dennoch sollte man sich das Thema aufgrund der Popularität zumindest einmal anschauen.

Der Unterschied zum klassischen Aktienkauf ist folgender: Ein ETF kauft keine Einzelaktien (z.B. Deutsche Telekom), sondern den gesamten Markt. Ein ETF auf den deutschen Aktienindex DAX enthält beispielsweise Aktien aller 30 enthaltenen Unternehmen (von Allianz bis Volkswagen). Anders als ein aktiv gemanagter Fonds wird auch keine Aktienauswahl durch einen Fondsmanager vorgenommen. Entsprechend sind Anleger bei einem ETF in der Regel sehr breit aufgestellt bzw. diversifiziert. Beispiel: Selbst nach der Insolvenz von Wirecard im Jahr 2020 hatte der DAX und der entsprechende DAX-ETF insgesamt nur geringe Verluste vorzuweisen, da Wirecard nur einen kleinen Anteil von 1 bis 2 Prozent am Dax hatte. Entsprechend ist das Risiko durch eine schlechte Aktienauswahl bei einem ETF aufgrund der breiten Streuung geringer als beim Kauf von wenigen Einzelaktien. Die Kosten sind im Vergleich zu aktiv gemangten Fonds außerdem sehr gering. ETFs benötigen nämlich keine Fondsmanager, die aktiv Aktien auswählen und dafür in der Regel gut bezahlt werden. Wird ein Unternehmen im DAX ausgetauscht, kauft ein DAX-ETF den Neueinsteiger ebenfalls automatisch. Die Kostenquote liegt bei günstigen ETFs teilweise schon bei 0,2 Prozent jährlich, während diese bei einem aktiv gemanagten Fonds 2 Prozent oder mehr betragen können.

Noch breiter streuen lässt sich das Risiko, indem man statt einem DAX-ETF einen Welt-ETF kauft (z.B. MSCI World). Dieser enthält knapp 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Von Apple bis Tesla, von europäischen Unternehmen über die USA bis nach Japan sind die weltweit größten Unternehmen aus 23 Industrienationen enthalten. Allerdings sind auch sehr breit angelegte ETFs nicht risikolos und können stark schwanken. So hat der MSCI World infolge des Corona Crashs im März 2020 innerhalb von wenigen Wochen über 30 Prozent des Wertes verloren. Einen solchen Verlust muss man erst mal aushalten, keine Frage. Ein Jahr später (März 2021) notiert der MSCI World wieder auf dem Vorkrisenniveau. Allerdings kann niemand sagen, wie sich der Aktienmarkt künftig entwickelt, lediglich die Vergangenheit liefert einige interessante Kennzahlen.

Seit dem Jahr 1970 konnte der MSCI World im Durchschnitt eine Rendite von 7,1 Prozent pro Jahr erzielen und das obwohl es zahlreiche größere Crashs gab (u.a. 1987 Schwarzer Montag, 2000 Dotcom Blase, 2008 Finanzkrise). Übrigens schaffen es nur die wenigsten aktiv gemanagten Fonds, bei denen teuer bezahlte Manager die Aktienauswahl vornehmen, ETFs langfristig zu schlagen. Aufgrund der Schwankungen am Aktienmarkt sind ETFs vor allem für Langfristanleger interessant. Wer sein Geld innerhalb der nächsten 5 bis 10 Jahre benötigt, sollte nach Meinung zahlreicher Experten nicht in Aktien oder ETFs investieren.

Sehr beliebt bei ETF-Anlegern sind außerdem Sparpläne. Statt eine große Summe auf einmal in ETFs zu investieren, werden jeden Monat in kleinen Tranchen ETF-Anteile gekauft (z.B. für 100 Euro monatlich). Dann kauft man in Boomphasen zu teureren und im Falle eines Crashs zu günstigeren Kursen. Solche ETF-Sparpläne lassen sich bei vielen Online Brokern kostenlos (z.B. TradeRepublic) oder für wenige Euros einrichten.

Wer das Thema ETF interessant findet, dem kann ich die folgenden Bücher als Lektüre empfehlen, wobei ersteres eher für Einsteiger geeignet ist und letzteres einen sehr wissenschaftlichen Ansatz verfolgt.

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Immobilien als Altersvorsorge

Eine weitere Möglichkeit die Rentenlücke zu schließen, ist mittels Immobilienkauf. Bereits seit 2008 boomt der Immobilienmarkt in Deutschland und die Preise sind vielerorts enorm gestiegen. Das hat allerdings den Nachteil das für Käufer aktuell nur noch wenig Rendite möglich ist. Anders als bei den bereits genannten Sparformen ist beim Immobilienkauf auch ein deutlich größeres Kapitalpolster zum Einstieg erforderlich. Banken verlangen für die Finanzierung ein gewisses Maß an Eigenkapital und auch die Kaufnebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Maklerprovision und Notarkosten sind nicht zu unterschätzen. Und auch der Kredit für die Finanzierung will langfristig abbezahlt werden. Der laufende Betreuungsaufwand ist bei einer Wohnung nicht zu unterschätzen, denn mit Mietern oder der Hausverwaltung läuft nicht immer alles wie gewünscht. Dennoch kann sich der Immobilienkauf lohnen, erfordert aber sicher eine sehr gute Einarbeitung in die Thematik. Wer die Fallstricke beim Immobilienkauf kennenlernen möchte, findet im folgenden Buch einen sehr guten Einstieg.

Hinweis / Disclaimer: Die im Blogbeitrag genannten Sparformen und Aktien-ETFs stellen keine spezifischen Kauf oder Anlageempfehlungen dar. Für etwaige Verluste die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen des Autors entstehen, wird keine Haftung übernommen.

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