Seit einem Jahr lebt Gaby in der Nähe von Oslo. Ich kenne Sie noch aus der Schulzeit. Im Frühjahr 2008 lernte sie Mads, einen Norweger kennen und brach mit ihm nach Oslo auf, um in Zukunft dort zu leben. Gerne gibt sie mir ein Interview und zieht sie nach einem Jahr Bilanz.
Wie liefen die ersten 12 Monate in Norwegen? Ist alles so verlaufen wie Du es Dir vorgestellt hast?
Oh, nein! Eigentlich ist von meinem Plänen gar nichts mehr übrig geblieben. Meine Beziehung zu Mads hielt gerade mal drei Monate, aber ich wollte nach dem „Aus“ auf gar keinen Fall nach Deutschland zurück. Also musste ich schnell lernen alleine Fuß zu fassen. Schnell einen Job finden und mir eine eigene Wohnung suchen.
Welchen Beruf hast Du gelernt?
In Deutschland habe ich jahrelang als OP-Schwester gearbeitet. Das war aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse unmöglich. Heute arbeite ich in einer Kantinenküche als Spülhilfe.
War die Umstellung nicht schwierig?
Doch sie war extrem schwierig und zu Beginn fühlte ich mich oft nutzlos und nicht wirklich gebraucht. Das hat sich aber schnell gelegt, da ich um jeden Preis in Oslo bleiben will. Ich liebe Norwegen und würde alles dafür tun. Zudem musste ich schnell eigenes Geld verdienen, denn wer in Oslo leben will, der muss tief in die Tasche greifen.
Wie teuer ist das Leben in Oslo?
Sehr teuer! Für meine Einzimmerwohnung zahle ich umgerechnet knapp 350 Euro Kaltmiete. Das ist alles in allem noch billig. Doch auch sonst sind die Preise extrem hoch. Eine einfache Tafel Schokolade ist mit 3 Euro schon der reinste Luxus. Aber auch Grundnahrungsmittel sind kaum erschwinglich. Ein Kilo Kartoffeln kostet 3 bis 5 Euro.
Warum willst Du trotzdem dableiben?
Ich liebe die Unkompliziertheit der Norweger und diese atemberaubende Landschaft. Von meiner Wohnung ist es nicht soweit bis zum Fjord. Der Blick und diese Atmosphäre ist unbezahlbar. Früher habe ich im Süden von Köln gewohnt. Klar der Rhein ist auch schön, aber nicht mit dem Fjord zu vergleichen.
Vermisst Du etwas? Gibt es auch negatives zu berichten?
Natürlich vermisse ich einige Dinge. Früher in Köln bin ich einfach runter in die Kneipe und war unter Bekannten. Im Sommer haben wir ein kaltes Kölsch im Biergarten genossen. Das ist in Oslo unmöglich. Richtige Kneipen gibt es nur im Stadtkern und zudem sind die Preise unverschämt. Ein halber Liter Bier kostet je nach Sorte 7 bis 11 Euro. Ja und den typisch deutschen Maggi vermisse ich sehr. Hier ist eh alles nur fad gewürzt.
Wie sieht es im Winter aus? Ist es wirklich so extrem dunkel?
Ich habe ja nur einen Winter hier erlebt, aber es hat mir nichts ausgemacht. Hier schneit es wenigstens noch und es ist kalt. Das ist besser als das triste Kölner Schmuddel-Winterwetter.
Wie sehen Deine Zukunftspläne aus?
Ich lerne fleißig norwegisch und hoffe, dass ich dann hier als Krankenschwester arbeiten kann. Medizinisches Personal wird gesucht, aber noch reichen meine Sprachkenntnisse nicht aus. Das wird sich aber hoffentlich bald ändern. Einst steht jedenfalls fest, nach Deutschland werde ich nicht zurückgehen.
2 Kommentare bei “Interview – Ein Jahr in Oslo”
Sehr interessantes Interview! Finde die Unterkunft in Norwegen schon sehr spannend und interessant.Danke für das Interview, toller Blog.
Oslo, da war ich auch schon. Was für eine schöne Stadt, toller Blog!