Auswandern nach Italien

CarinaLänder13 Kommentare

Positano, Amalfiküste, Italien von Allerina & Glen MacLarty by Flickr

Erlesene Weine, köstliche Pasta, lebensfrohe Menschen und wunderschöne Landschaften prägen Italien. Das südeuropäische Land gehört zu den beliebtesten Urlaubszielen der Welt. Doch eignet sich Italien auch zum Auswandern?

Leben in Italien

Die Italiener sind ein lebensfrohes Volk. Wir Deutschen fahren gerne zum Urlaub nach Italien und schätzen die italienische Lebensfreude und die Mentalität der Menschen. Doch es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen einem Urlaub und einem dauerhaften Leben in Italien. Die Löhne sind sehr gering und viele Arbeitnehmer können ihren Lebensstandard nur durch einen Zweitjob sichern. Die Preise für Immobilien sind im Vergleich zum Einkommen sehr hoch. Mietwohnungen sind schwer zu finden und auch die Mieten sind nicht gerade billig. Das italienische Rechtssystem ist kompliziert. Gerade im Steuer- und Immobilienrecht unterscheidet es sich wesentlich vom deutschen System.

Die italienische Wirtschaft

Auch Italien wurde von der Krise hart getroffen. Viele kleine Unternehmen mussten schließen. Dabei sind gerade Betriebe mit unter 100 Beschäftigten charakteristisch für die italienische Wirtschaft. Diese kleinen Unternehmen sind im Bereich Maschinenbau, im Weinbau, in der Lebensmittelproduktion und in der Bekleidungsindustrie tätig. Sie greifen fast ausschließlich auf italienische Arbeitskräfte zurück. Die wichtigsten Industriesektoren der Exportwirtschaft ist der Weinbau und die Nahrungsmittelherstellung. Auch luxuriöse Autos und Designermode sind wichtige Zweige der italienischen Wirtschaft. Bei der Produktion von Olivenöl gehört Italien zur Weltspitze. Der Tourismus ist trotz der Krise im Aufwind und Auswanderer haben hier die größten Beschäftigungschancen.

Sprachkenntnisse

Wer nach Italien auswandern will benötigt in jedem Fall Italienische Sprachkenntnisse. Einzige Ausnahme ist Südtirol, wo überwiegend Deutsch gesprochen wird. Die durchschnittlichen Englischkenntnisse sind in Italien deutlich geringer als in anderen Ländern West- und vorallem Nordeuropas. In der Regel beherrschen nur die Führungskräfte großer Firmen fließend Englisch, von einfachen Angestellten wird dies nicht erwartet. In ländlichen Gebieten, die zudem abseits der Touristenrouten liegen, versteht man häufig gar kein Englisch.
Daher ist es empfehlenswert im Vorfeld der Auswanderung die notwendigen Sprachkenntnisse zu erwerben. An den hiesigen Volkshochschulen können Italienischkkurse besucht werden. Alternativ kann man seine Italienischkenntnisse auch mittels Tandempartner oder Online-Vokalbeltrainer auffrischen.

Der italienische Arbeitsmarkt

Schaut man sich den italienischen Arbeitsmarkt etwas genauer an, dann kann man gleich zwei Auffälligkeiten erkennen: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die die Quote der Selbstständigen sehr hoch. Berufstätige Frauen sind dagegen selten zu finden. Natürlich wurde auch Italien von der weltweiten Krise getroffen. Gerade jüngere Arbeitnehmer unter 30 Jahre sind arbeitslos geworden. Überhaupt ist die Anzahl junger Arbeitsloser besonders hoch. Auffällig ist auch das Nord-Süd-Gefälle. Im Norden gibt es weniger Arbeitslose und der Lebensstandard ist hoch. Im Süden herrscht dagegen eine hohe Arbeitslosigkeit und die Wirtschaft entwickelt sich trotz Reformen nur schwach.
Die arbeitsrechtlichen Bedingungen in Italien müssten dringend reformiert werden. Kündigungsschutz ist ein Fremdwort und schriftliche Arbeitsverträge eine Seltenheit. Die Sozialleistungen sind schwach, die wöchentliche Arbeitszeit ist hoch und auch das staatliche Gesundheitssystem hat einen schlechten Ruf.

Große Einkommensunterschiede

Die Einkommen in Nord-Italien sind wesentlich höher als in Süd-Italien. Hier liegt Südtirol ganz vorne. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen im Norden liegt bei etwa bei 34.000 Euro. In den südlichen Regionen und auf Sizilien liegt es gerade mal bei 15.000 Euro. Gerade in den letzten Jahren sind im strukturschwachen Süden immer mehr Menschen verarmt. Wer nach Italien auswandert, sollte daher bedenken, dass er mit wesentlich weniger Geld als in Deutschland auskommen muss. Der Durchschnittslohn ist sogar noch geringer als in Griechenland und gerade Familien kommen nur schwer über die Runden.

Schlechte Zeiten für junge Arbeitnehmer

Die Löhne für junge Arbeitnehmer liegen noch weit unter dem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen. Selbst ausgebildete Fachkräfte müssen noch einen Zweitjob annehmen, um überhaupt laufende Kosten decken zu können. In Italien ist es durchaus gängig, dass man bis zum 30. Lebensjahr noch bei den Eltern wohnt. Das liegt daran, dass sich aufgrund der geringen Löhne und der hohen Mieten nur wenige Menschen eine eigene Wohnung leisten können.

Die Aussichten für Akademiker

Italien ist kein Auswanderungsland für Akademiker. Wer nach dem Studium eine Stelle antritt, erhält einen durchschnittlichen Nettoverdienst von knapp 1000 Euro. Das gilt aber nur für feste Arbeitsverträge. Befristete Stellen werden noch geringer bezahlt. Im europäischen Vergleich sind die Löhne für Akademiker sehr gering. Ein Lehrer verdient gerade mal 1200 Euro im Monat und selbst ein Hochschulprofessor muss mit knapp 1700 Euro im Monat auskommen. Lediglich Mediziner bekommen ein monatliches Einkommen, das über 2000 Euro liegt. Nur wer bei einer ausländischen Firma eine Anstellung findet, hat Chancen auf einen höheren Lohn. Leider ist Italien kein typisches Land, dass ausländische Investoren anlockt. Daher dürften diese Jobangebote beschränkt sein.

Jobs im Bereich Tourismus

Deutsche Arbeitnehmer finden in Italien nur schwer eine Anstellung. Lediglich in der Tourismusbranche bestehen Chancen. In den Wintersportorten werden jedes Jahr Saisonkräfte im Bereich Gästebetreuung, Hotel und Gastronomie gesucht. Diese Stellen sind allerdings befristet und werden nicht wirklich gut bezahlt. In den Urlaubsdestinationen am Mittelmeer sind viele internationale Hotelketten angesiedelt. Die suchen ebenfalls Saisonkräfte und Animateure.


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Carina

13 Kommentare bei “Auswandern nach Italien”

  1. Italien ist bestimmt nicht nur ein Lieblingsreiseziel, sondern auch ein Land, wo jeder leben will.

  2. Es stimmt eigentlich alles was oben über die Schwieirigkeiten gesagt wird- aber es ist trotzdem schön dort zu leben,wenn man nicht erwartet italienischen Lebenstil zusammen mit deutschen Verhältnissen vorzufinden. Man braucht viel Geduld, Flexibilität und die Kapazität mit Humor zu nehmen was nicht geändert werden kann, und den Rest zu geniessen. Ich bin gerade dabei, nach vierzig Jahren in diesem Land, ein B&B in der Nähe von Rom aufzubauen, und such noch jemand, der mir, gegen Unterkunft und Essen (vitto e alloggio) dabei behilflich ist. Wer Lust hat, kann mich gerne unter fewo.casaromana@googlemail.com kontaktieren.

  3. Alles zurücklassen und von heute an in Italien leben? Eine wirklich verlockende Aussicht. Aber wohl auch schwierig durchsetzbar. Für diese Auswander-Soaps gilt doch wohl eh, “wer es in Deutschland nicht schafft, wird es auch woanders nicht schaffen”

  4. Hat Italien eine Markt für Kaffeevollautomaten, oder nutzt man dort ehr die klassschen Espreossogeräte?
    Kann da jemand was zu sagen?

  5. Ich habe es getan!!! Seit einem halben Jahr lebe ich dort!!!
    Am meisten liebe ich das eis und die spasìziergaenge am meer 🙂

    habe einen blog gegruendet und erzaehle dort ueber meine erlebnisse
    http://lies-mich-auf.blogspot.com/

    LG Romina

  6. Das sind ja interessante Zahlen! Auch an dieser Stelle danke für die ausführlichen Informationen!

  7. Kann die gesamte Artikelserie nur bestätigen. Italien ist ein wunderschönes Land mit tollen Menschen. Aber eben auch zahlreiche Probleme – nicht nur bei dem, was man aus den Nachrichten kennt. Arbeite nun seit über 20 Jahren in Firmen, die mit Italien zusammenarbeiten. Es gibt unendlich viele Stolperfallen, wenn man seinen Lebensmittelpunkt dort aufschlagen möchte. Damit ich nicht falsch werde: Das sind keine Gründe dagegen (!!!), sondern nur der Ratschlag, sich darauf einzustellen. So kommt man mit den Belastungen, die für jeden Menschen in einem anderen Land entstehen, besser zurecht!
    Wünsche allen, die es gewagt haben, viel Glück. Für mich ist es bis heute ein Traum geblieben, der aber irgendwann wahr werden wird.
    LG, Anja

  8. Wir leben nun in Süditalien und es ist nicht immer alles einfach, aber der Sprung ins kalte Wasser hat sich gelohnt. Probleme gibts überall, aber 9 Monate ohne Heizung alleine sind schon ein Riesenvorteil. Dazu 12 Monate Erntesaison, Meer und gesundes, einfaches Leben.
    Wünsche allen eine gute Zeit!

  9. Hallo,

    ich wohne seit 15 Jahren in Italien (erst im Norden und dann immer weiter runter in den Sueden, jetzt in Sizilien).
    Im Durschnitt sind es zu Deutschland 10 Grad Unterschied und viel mehr Sonne, dass ist das wichtigste fuer mich, ich bin sehr wetterabhàngig.

    Was hier schwer ist, mit deutscher Mentalità: weniger Zuverlàssigkeit, Pùnktlichkeit, Genauigkeit. Das ist fuer mich noch schwer nach 15 Jahren.
    Ich habe vor 9 Monaten eine Wohnung am Meer in Siracusa gekauft und renoviert. Ich hàtte das nie gewagt wenn ich was renoviertes mit àhnlicher Lage oder Blick gefunden hàtte. Das war wirklich HEFTIG, und 2 von 3 Waschbecken tropfen immer noch, der Steinfussboden hat Unebenheiten ecc.

    Der andere Punkt ist der Arbeitsmarkt. Ich habe lange gesucht um die richtige Idee zu finden, da ich als Dipl. Sozialpàdagogin in Italien keine finanzielle Sicherheit gefunden hàtte. Fuer mich war nur die Selbstàndigkeit eine Lòsung aber ich hatte keine Ersparnisse um grosse Investitionen zu tàtigen. So bin ich im Network Marketing gelandet und kuemmere mich um Direktvertrieb von Aloe Vera Produkten. Das kann man in 158 Làndern machen, und hat mir erlaubt in verschiedenen Regionen in Italien zu leben.

    LG und viel Erfolg!
    Martina

  10. Ich möchte den Sprung ins kalte Wasser riskieren,bin Rentner und wenn ich es jetzt mit 62 nicht mache,mache ich es niemals.Wünscht mir Glück.
    Gern ein paar Tips von Insidern.
    Axel

  11. Ich kenne Italien seit meiner Kindheit und bin am überlegen mich in Sizilien niederzulassen. Es fehlt im Norden einfach zu viel. Sonne Wärme frisches Essen und der Kontakt zu den Menschen. Und das Meer natürlich.

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