Auswandern auf die Philippinen: Rentnerparadies für Deutsche?

Rainer HellsternRente im Ausland1 Kommentar

Boracay - Philippinen

Unter den Ländern im südostasiatischen Raum stellen die Philippinen für Auswanderungswillige eine bedenkenswerte Alternative dar. Ähnlich wie in Thailand oder Kambodscha lassen sich ein ganzjährig warmes Klima und eine entspannt-freundliche Lebensart genießen. Zudem sind die Philippinen mehrheitlich christlich geprägt, ihre Mentalität und kulturellen Traditionen sind Europäern weniger fremd als in buddhistisch orientierten Ländern.

Beliebte Regionen für den Ruhestand

Auswanderer, die es auf die Philippinen zieht, haben die Wahl zwischen rund 7000 Inseln. Abzuraten ist in jedem Fall davon, sich in oder in unmittelbarer Nähe der Millionenstadt Manila (Hauptinsel Luzon) niederzulassen. Die Riesenmetropole mit 12 Millionen Einwohnern ist die Hauptstadt des Inselreichs und ein gigantischer Moloch mit hohen Abgasbelastungen in der Luft, verbreiteter Kriminalität und einer hohen Armutsrate.

Als touristisches Zentrum der Philippinen gelten die Visayas. Die Inselgruppe liegt ungefähr in der Mitte der Philippinen. Die populärsten Reiseziele und echte Tropenparadiese sind die Inseln Boracay, Bohol, Cebu, Negros und Panglao. Als ein kleines Paradies für Auswanderer erweist sich insbesondere die Inselprovinz Bohol. Mit einer Reihe von Traumstränden am smaragdgrünen Meer hält diese Vergleiche mit den Inselparadiesen vor Thailand stand. Das haben auch zahlreiche Auswanderer aus Europa mitbekommen, die neben einem starken Zustrom von Touristen für die Belebung der Infrastruktur in diesem Inselparadies sorgen. Noch ist es hier weitaus weniger überlaufen als in den Touristenzentren von Thailand und die Lebenshaltungskosten sind niedrig. Weitere Pluspunkte sind die milden Winter mit Temperaturen von selten unter 28 Grad sowie die Abwesenheit der auf den Philippinen in anderen Regionen gefürchteten Taifune. Östlich der Insel Bohol liegt die große Insel Leyte, deren hohe Gebirgszüge die aus östlicher Richtung kommenden Taifune abschwächen. Günstig ist zudem die Nähe zur benachbarten Insel Cebu mit der aufstrebenden Metropole Cebu City, welche teilweise westlichen Standard bietet.

Lebenshaltungskosten

Auf den Philippinen kommen Auswanderer in der Regel mit weniger Geld aus als in Deutschland. Bei bescheidener Lebensführung lässt es sich mit rund 1000 Euro im Monat einigermaßen angenehm leben. Einige Lebenskünstler geben auch knappe 500 Euro als Monatsbudget an, was sich allerdings nur in abgelegenen Regionen weitab der Hauptstadt Manila und jenseits der Touristenhochburgen verwirklichen lässt.

Mit einem Budget von 1500 bis 1800 Euro monatlich ist auf den Philippinen ein sehr hoher Lebensstandard möglich. Allerdings sollten immer gewisse Rücklagen mit einkalkuliert werden, etwa für die Visaverlängerung, Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte oder die Rückflugtickets nach Deutschland.

Die gravierendsten Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten wird der Auswanderungswillige in Bezug aufs Wohnen feststellen. Während es abseits der Küste im Hinterland schon einen kleinen Bungalow im typischen Landesstil für um die 100 Euro zu mieten gibt, sind bezahlbare Apartments auf annähernd westlichem Niveau in einer sicheren Wohngegend in der Riesenstadt Manila nicht für unter 650 Euro im Monat erhältlich. Ein palmengesäumtes neues Reihenhäuschen im europäischen Baustil in der Nähe beliebter Traumstrände schlägt mit etwa 1.000 Euro zu Buche. Die Nebenkosten sind auf den Philippinen allerdings niedriger als in Deutschland. Ein Hauskauf ist auf den Philippinen für Ausländer erschwert und mit Unkosten durch Anwälte verbunden.

Beim Essen und Trinken lässt sich kräftig sparen, wenn konsequent einheimische Produkte gekauft werden. Hier sind die Preise nahezu überall auf den Inseln gleich niedrig und weit unter denen in Deutschland. Bei den alkoholischen Getränken sind wegen der speziellen Steuerpolitik auf den Philippinen besonders Bier und Rum aus einheimischer Produktion preiswert und für umgerechnet ein Euro pro Flasche erhältlich. Bei Textilien lässt sich oft handeln, und zwar nicht selten um bis zu 50 Prozent. Teurer sind Importartikel wie Shampoo, Waschmittel oder Toilettenpapier nach europäischem Standard. Wer darauf Wert legt, muss auf den Philippinen tief in die Tasche greifen und oft mehr dafür bezahlen als in einem deutschen Drogeriemarkt. Das Benzin für Auto oder Moped ist erheblich billiger als in Deutschland und der Preis liegt bei umgerechnet 86 Cent pro Liter.

Lebenshaltungskosten auf den Philippinen

Klima

Die Philippinen haben aufgrund der Äquatornähe ein tropisches Klima. Die Temperaturen sind ganzjährig konstant hoch und schwanken zwischen 25 und 30 Grad. Das Thermometer fällt selbst nachts so gut wie nie unter 20 Grad. Allerdings ist auch mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit zu rechnen, was insbesondere Personen mit Kreislaufbeschwerden zu schaffen macht.

Als beste Jahreszeit für einen Philippinen-Aufenthalt gelten die trockenen Monate November bis April. Dies ist auch die ideale Reisezeit, um Land, Leute und Kultur besser kennenzulernen. Während der Monsunzeit von Juni bis Oktober ist mit starken Niederschlägen zu rechnen, besonders im Norden und Osten der Philippinen. In dieser Jahreszeit können auch die gefürchteten Taifune die Inselkette treffen, wobei mit schweren Verwüstungen und Überschwemmungen zu rechnen ist. Allerdings sind nicht alle Inseln gleichermaßen gefährdet. Am stärksten betroffen sind der Osten und Norden mit den Inseln Leyte, Samar und Luzon.

Krankenversicherung

Es gibt kein Sozialversicherungsabkommen mit den Philippinen, entsprechend ist eine private Krankenversicherung / Langzeit-Auslandskrankenversicherung empfehlenswert. In den großen Metropolen Manila und Cebu City findet man eine gute medizinische Versorgung, allerdings nur in privaten Krankenhäusern. Die Preise für Behandlungen sind erheblich niedriger als in Deutschland, teilweise kann man bis zu 50 Prozent sparen. Das ist auch ein Grund, warum das Land als Medizintourismusziel immer beliebter wird. Außerhalb der Metropolen ist eine gute medizinische Versorgung allerdings nicht gegeben. Öffentliche Krankenhäuser behandeln Kranke mit niedrigem Einkommen kostenlos, die Krankenhäuser sind allerdings oft unzureichend ausgestattet. Auf den Philippinen besteht in einigen Regionen ein Malariarisiko. Die Inseln Bohol, Cebu, Catanduanes und Leyte gelten allerdings als Malariafrei.

Sprache

Auf den Philippinen werden 171 verschiedene Sprachen und Dialekte gesprochen. Die Amtssprache ist Filipino und basiert weitgehend auf “Tagalog”, der am weitesten verbreiteten Regionalsprache der Philippinen. Allerdings sprechen nur ca. 22 Millionen der 100 Millionen Einwohner der Philippinen Tagalog. Wer Tagalog ein wenig lernen möchte, kann mittlerweile bei verschiedenen Online-Kursen wie Mondly (Preistipp) oder Rosetta Stone entsprechende Anfängerkurse absolvieren.

Aufgrund der Vielzahl der Sprachen und Dialekte sind Englischkenntnisse unbedingt von Nutzen, denn Englisch ist die zweite Amtssprache auf den Philippinen und wird von jedem Einheimischen gesprochen. Da die Philippinen bis 1898 spanische Kolonie waren, sprachen viele Filipinos außerdem etwas Spanisch. Deutsch wird selten gesprochen.

Rentenzahlung

Die Altersrente wird vom deutschen Staat auf ein philippinisches Konto überwiesen, sofern dies gewünscht ist. Bei der Überweisung durch die Rentenversicherung können allerdings hohe Verluste (bis zu 5 Prozent) durch Bankgebühren und Währungsumrechnungen entstehen. Diese gehen immer zulasten des Rentenempfängers und werden nie von der Rentenversicherung getragen. Zudem kann es zu Verzögerungen bei der Rentenzahlung kommen, da die Überweisungsdauer nach Asien bis zu einer Woche betragen kann. Für die Rentenzahlung ist es daher in der Regel besser, ein Konto in Deutschland beizubehalten (Auswanderer sollten ein deutsches Bankkonto behalten). Auf den Philippinen lässt sich das Geld dann günstig mittels Kredit- oder Debitkarte an einem der vielen Geldautomaten abheben.

Wer zusätzlich ein Konto auf den Philippinen eröffnet hat, für den gibt es mittlerweile günstige Möglichkeiten, das Geld von Deutschland auf die Philippinen zu überweisen. Bei speziellen Zahlungsdienstleistern wie Wise (Testbericht) sind die Gebühren deutlich niedriger als bei klassischen Auslandsüberweisungen.

Visum

Ein Visum für die Philippinen ist für einen Auswanderungswilligen unbürokratisch zu erhalten. Das philippinische Visa-System ist nicht nur eines der einreisefreundlichsten, sondern auch eines der ausgeklügeltsten mit vielen Sonderbestimmungen.

Für eine Kurzreise auf die Philippinen von maximal 21 Tagen brauchen deutsche Staatsbürger kein Visum, lediglich einen noch 6 Monate gültigen Reisepass. Das ist insofern praktisch, da sich Auswanderungswillige unkompliziert bei einem ersten Besuch ein Bild von ihrem möglichen Auswanderungsland machen können. Einreisen ohne Visum dürfen für diesen kurzen Zeitraum übrigens auch Geschäftsleute. Wer länger im Land bleiben will, braucht ein Visum, welches ebenfalls für Touristen und Geschäftsleute ausgestellt wird. Gültig ist ein solches Visum für 59 Tage. Die philippinische Botschaft in Berlin erteilt es gegen eine geringe Gebühr und stellt es per Post zu. Hierfür muss die Kopie des Rückflugtickets oder eines Weiterreise-Tickets in ein anderes Land vorgelegt werden. Dieses Visum kann bis zu 5 Mal innerhalb eines Jahres bei den Einwanderungsbehörden verlängert werden.

Personen, die mit einer Filipina verheiratet sind, können mittels Vorlage der Heiratsurkunde bei der Einreise ein Balikbayan Visum erhalten, welches einen Daueraufenthalt von einem Jahr ermöglicht.

Ein sogenanntes Rentner-Visum gibt es auf den Philippinen schon ab 35 Jahren. Dabei handelt es sich um das sogenannte Special Resident Retiree’s Visa (SRRV), welches es in verschiedenen Varianten und Preisen gibt. Erhalten können dies beispielsweise Privatiers und Geschäftsleute ab einem Alter von 35 Jahren. Grundvoraussetzungen sind eine ärztliche Gesundheitsprüfung und ein polizeiliches Führungszeugnis.

Rentner und Pensionäre ab 50 müssen zudem eine monatliche Mindestrente von 800 US-Dollar (bzw. 1000 US-Dollar bei Ehepaaren) vorweisen. Ein SRRV berechtigt zur beliebigen Ein- und Ausreise auf den Philippinen ohne jegliche Beschränkungen und zu einer Art Daueraufenthalt ohne Einwanderung. Auch Geschäfte können dann auf den Philippinen getätigt werden. Vergünstigungen gibt es zudem bei der Nutzung öffentlicher Einrichtungen und bei der Krankenversorgung sowie bei verschiedenen Steuern. Je nach Alter des Antragstellers muss eine gewisse Summe Bargeld auf einem Konto hinterlegt werden. Für Personen bis 49 Jahre sind 50.000 US-Dollar Bargeld erforderlich, ältere Einwanderer müssen neben der Rente 10.000 US-Dollar hinterlegen. Für Kinder sowie gebürtige Filipinos mit deutschem Pass und Ehepartner gelten gesonderte Regelungen.

Fazit

Weiter weg als die Philippinen geht fast nicht! Das Land ist eine Option für asienerfahrende Menschen, denen Thailand zu teuer geworden ist. Es wird dringend empfohlen, die Philippinen erst mal im Rahmen eines längeren Urlaubs (z.B. Überwintern) kennenzulernen, bevor man sich für einen dauerhaften Aufenthalt entscheidet.

1 Kommentar bei “Auswandern auf die Philippinen: Rentnerparadies für Deutsche?”

  1. alles Gut alles Schön- wenn da die Kriminalität nicht wäre. Das hat mich bisher abgehalten und ich bin in Thailand geblieben. Hier kann ich frei und unbeschwert reisen was in den Philippinen nicht der Fall ist.

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