Arbeiten in der Schweiz als Deutscher: So gelingt die Jobsuche!

Rainer HellsternSchweizKommentar verfassen

Die Schweiz gehört zu den beliebtesten Auswanderungszielen bei hiesigen Arbeitssuchenden. Das Land leidet schon seit Langem unter einem Fachkräftemangel und ausländische Arbeitnehmer werden in vielen Branchen händeringend gesucht. Was den Wechsel zudem so beliebt macht, ist die gute Bezahlung. Die Gehälter sind in der Schweiz um bis zu 50% höher als in Deutschland. Deutsche haben bei der Bewerbung aufgrund der gemeinsamen Sprache (in der Deutschschweiz) und des guten Ausbildungsniveaus in der Regel besonders gute Chancen. Im Folgenden einige Tipps zur Arbeit- und Stellensuche:

Gute Jobperspektiven trotz Eurokrise

Die Schweiz ist zwar nicht Mitglied der Europäischen Union aber ausschließlich von EU-Ländern umgeben. Daher hat auch das Alpenland die Eurokrise in den letzten Jahren zu spüren bekommen. Doch im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern hat das Land die wirtschaftlichen Schwierigkeiten schneller und besser in den Griff bekommen. Das Bruttoinlandsprodukt ist weitgehend stabil geblieben. Grund ist vor allem die starke Binnenwirtschaft, die Schweiz ist deutlich weniger vom Export abhängig wie beispielsweise Deutschland. Aber auch in der Schweiz stiegen die Arbeitslosenzahlen zeitweilig an. Am schwersten getroffen wurden die Industrie und das Dienstleistungsgewerbe. Hier gingen vor allem in der Uhrenherstellung und im Bereich Gastronomie Arbeitsplätze verloren. Seit Frühjahr 2010 nimmt die Zahl der offenen Stellen wieder zu und gleichzeitig befinden sich die Arbeitslosenzahlen im Sinkflug. 2014 liegt die Arbeitslosenrate bei sagenhaften 3 Prozent und für 2014 wird mit einem BIP-Wachstum von immerhin 2 Prozent gerechnet. Ausländische Bewerber sind jetzt wieder sehr gefragt.

Die Schweiz bietet in zahlreichen Branchen interessante Perspektiven. Das Land ist stark im Maschinenbau, der Nahrungsmittelindustrie (z.B. Nestle), Pharma (Roche, Novartis) und besitzt einen starken Banken/Finanzsektor. Der Dienstleistungssektor und der Tourismus bieten ebenfalls Chancen. Hier einige Beispiele:

Arbeiten im Bereich Medizin/Pflegeberufe

Auch die Schweiz ist vom demografischen Wandel/Geburtenrückgang betroffen. Die Stellenangebote im Gesundheitswesen für Ärzte, medizinisches Pflegepersonal und in der Altenpflege sind ziemlich gut. Die offenen Stellen sind in erster Linie von der Region abhängig. In städtischen Gebieten werden mehr Ärzte und Pflegekräfte gesucht, als auf dem Land.

Arbeiten in der Schweiz im IT-Bereich

Die Informationstechnologie hat auch in der Schweiz Einzug gehalten. Selbst in der Landwirtschaft und im Bereich der Viehhaltung finden modernste Techniken Anwendungen. Doch Geräte alleine reichen nicht aus. Es mangelt auch an Menschen, die diese Geräte entwickeln und verbessern können. Fachkräfte aus dem gesamten IT-Bereich haben in der Schweiz beste Berufschancen. Auch Internet-und Webspezialisten finden schnell einen Job.

Arbeiten in der Tourismusbranche

Die Schweiz ist Sommer wie Winter ein beliebtes Touristenziel. Daher mangelt es auch in diesem Bereich an geeigneten Bewerbern. Im Bereich Hotel werden vom Hoteldirektor bis hin zum Zimmermädchen Fachkräfte gesucht. Hinzu kommen noch zahlreiche offene Helferstellen, wie zum Beispiel Reinigungspersonal, Küchenhelfer, Spüler oder Mitarbeiter in der Hotelwäscherei. Für die Saison werden zusätzliche Mitarbeiter befristet angestellt. Ferner suchen großen Hotels und Touristikunternehmen Animateure. Im Tourismusbereich werden Kenntnisse in verschiedenen Fremdsprachen, eine sehr gute Ausbildung und Berufserfahrung erwartet.

Update 2015: Der Eurokurs ist nach Aufhebung der Eurobindung des Schweizer Franken im Januar 2015 stark eingebrochen. Es ist daher mit Einbußen im Tourismussektor zu rechnen, da die Schweiz für Urlauber aus EU-Ländern extrem teuer geworden ist. So kostet beispielsweise ein Restaurantbesuch (mit Schnitzel und Getränk) pro Person in Zürich bereits umgerechnet 30 Euro.

Saisonarbeiten/Saisonjobs

Viele Jobs in der Gastronomie sind saisonabhängig und werden nur für die Sommer- und Wintermonate vergeben. Generell gilt aber, dass man im Winter eher einen Job findet als im Sommer, da die Schweiz mehr auf den Wintersport spezialisiert ist. Wer nur eine Saison in der Schweiz arbeiten will, sollte immer die Wintersaison vorziehen, denn für die Winterzeit werden mehr Kräfte gesucht als für die Sommersaison. Zudem liegt der zusätzliche Trinkgeldverdienst höher. Das sagen zumindest Angestellte, die das ganze Jahr über in der Gastronomie arbeiten. Im Sommer kommen fast ausschließlich Wanderer in die Schweiz. Die kümmern sich meist selber um ihre Verpflegung und geben viel weniger Trinkgeld. Im Bereich Gastronomie werden in erster Linie Kellner, Bediener und Köche gesucht. Hinzu kommen noch ungelernte Kräfte, wie zum Beispiel Spüler oder Reinigungskräfte.

Anders sieht es bei Saisonarbeitern im Handwerk und auf dem Bau (Maurer, Maler, Montage, Bauhelfer etc..) aus. In den kalten Wintermonaten kann auf den Schweizer Baustellen genau wie in Deutschland monatelang Winterpause herrschen.

Gehälter in der Schweiz

Die Löhne in der Schweiz gehören im internationalen Vergleich zu den weltweit höchsten. Landesspezifisch gibt es allerdings große Unterschiede. Die höchsten Gehälter werden in Basel, Genf (Romandie – französischsprachige Schweiz), Zürich und in der Nordwestschweiz gezahlt. Den geringsten Lohn erhalten Arbeitnehmer im Tessin (Italienische Schweiz). Für einige Branchen gibt es festgelegte Mindestlöhne. Einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn gibt es nicht. Allerdings sind auch die Lebenshaltungskoten deutlich höher als in Deutschland. Daher sollte man im Vorfeld der Bewerbung auch einen Blick auf die Themen Löhne, Lebenshaltungskosten und Steuern werfen.

Sprachkenntnisse

In der Schweiz herrscht Sprachenvielfalt. Wer hier arbeiten will, sollte so viele Fremdsprachen wie nur möglich sprechen. Deutsch und Englisch sind Grundvoraussetzung in der deutschsprachigen Schweiz, um überhaupt in den engsten Kreis der Bewerber zu kommen. Viele Personalchefs fordern zusätzliche Kenntnisse der französischen und in der italienischen Sprache. Wer sich in der Romandie bzw. italienischen Schweiz bewerben möchte, sollte natürlich entsprechende Sprachkenntnisse vorweisen.

Leben in der Schweiz: Es gibt auch Nachteile!

Hohe Löhne, sichere Arbeitsplätze und zudem die schöne Schweizer Alpenlandschaft. Auf den ersten Blick hat die Auswanderung nur Vorteile. Doch es gibt auch Nachteile, Neu-Schweizer sollten sich insbesondere auf folgende Schwierigkeiten einstellen:

Wachsende Ablehnung

Wegen der guten beruflichen Perspektiven und der hohen Löhne sind in den letzten Jahren sehr viele Deutsche in die Schweiz übergesiedelt. Die häufig hochqualifizierten Einwanderer konkurrieren direkt mit den Schweizern um die gut bezahlten Stellen. Immer mehr Schweizer sehen die Einwanderung daher kritisch und insbesondere Deutsche müssen mit Vorbehalten rechnen. Eine knappe Mehrheit hat sich in einer kürzlichen Volksabstimmung für eine Begrenzung der Einwanderung ausgesprochen. Trotz regionaler und sprachlicher Nähe sollte man die Auswanderung in die Schweiz daher gut vorbereiten und auf regionale Eigenheiten Rücksicht nehmen:

Hohe Mieten / Lebenshaltungskosten

Insbesondere die Mieten in den Schweizer Städten sind infolge der hohen Zuwanderung in den letzten Jahren stark gestiegen. Eine Alternative für Deutsche, die in Süddeutschland leben, ist eine Tätigkeit als Grenzgänger.

Bewerbung: Stellenangebote in der Schweiz finden

Die Stellensuche unterscheidet sich grundsätzlich gar nicht so sehr von der in Deutschland. Auch in der Schweiz werden viele Jobs in Online-Jobbörsen ausgeschrieben. Bekannte Stellenbörsen sind beispielsweise jobs.ch oder stellenmarkt.ch, daneben gibt es aber noch zahlreiche kleinere und spezialisierte Online-Jobbörsen. Auch die hierzulande beliebten Webseiten von Stepstone, Monster oder Jobscout24 bieten Stellenangebote in der Schweiz, da der lokale Arbeitsmarkt die Nachfrage nach Arbeitnehmern nicht decken kann.

Wer Online suchen möchte, der sollte sich in der Jobbörse der Arbeitsagentur (Arbeitsort: „Schweiz“ eingeben), der Jobbörse der schweizerischen Arbeitsverwaltung oder bei der europäischen Arbeitsmarktverwaltung Eures umsehen. Auch beim Karrierenetzwerk XING kann man nach Stellen suchen. Das Netzwerk ist in der Schweiz (noch) beliebter als der große US-Konkurrent Linkedin. Daneben sind auch Tageszeitungen wie z.B. die Neue Züricher Zeitung oder die Basler Zeitung eine gute Anlaufstelle, wenn man gezielt Stellenangebote in bestimmten Regionen/Städten sucht.

Neben der Online Stellensuche werden viele Jobs in der Schweiz noch über private Kontakte vergeben. Einige Arbeitgeber schreiben die Stellen erst gar nicht aus, sondern suchen ganz gezielt über die Kontakte der Mitarbeiter. Daher sollten jegliche Kontakte in die Schweiz aufgefrischt und für die Jobsuche genutzt werden. Initiativbewerbungen sind in der Schweiz gerne gesehen und führen nicht selten zum gewünschten Erfolg. Firmenadressen gibt es bei der Deutsch-Schweizerischen Industrie-und Handelskammer oder in den Gelben Seiten.

Arbeitserlaubnis

Möchte man dauerhaft in der Schweiz leben, benötigt man die Stellenzusage und muss beim Arbeitsamt des entsprechenden Kantons die Aufenthaltsbewilligung stellen. Hierfür muss dann auch der Arbeitsvertrag vorgelegt werden. Sofern der Arbeitsvertrag unbefristet bzw. länger als ein Jahr ist, wird die Aufenthaltsbewilligung B mit einer Dauer von 5 Jahren ausgestellt. Die Aufenthaltsbewilligung schließt auch die Arbeitserlaubnis ein.

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